Brüssel drängt EU-Staaten zu SARS-CoV-2-Impfvorbereitungen

Brüssel – Die EU-Kommission empfiehlt den Mitgliedstaaten in der Coronakrise eine gemeinsame Strategie zur vorrangigen Impfung bestimmter Bevölkerungsgruppen. Zudem müssten die EU-Staaten Vorbereitungen für die Impfungen treffen, etwa Kühlketten und medizinisches Personal organisieren, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides gestern in Brüssel.
Vor der Zulassung eines SARS-CoV-2-Impfstoffs habe Sicherheit oberste Priorität, und anschließend werde das Mittel auch keine Patentlösung gegen die Pandemie sein. Aber es werde helfen, Leben zu schützen und die Wirtschaft aufrecht zu erhalten.
„Es wird den Bürgern Hoffnung geben und das, was sie ebenfalls brauchen: Berechenbarkeit in ihrem Leben“, sagte Kyriakides. Die EU-Kommission hat im Namen aller EU-Staaten Rahmenverträge mit Pharmaherstellern ausgehandelt, die aussichtsreiche Impfstoffkandidaten am Start haben.
Insgesamt würden den Mitgliedstaaten damit bis zu 1,3 Milliarden Impfdosen aus diesem Portfolio der potenziellen Impfstoffkandidaten zur Verfügung stehen, mit der Option auf 500 Millionen weitere, sagte Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas.
Ob diese wirklich wirksam und sicher sind, wird noch getestet – der Zulassungstermin ist offen. Sobald ein Stoff zugelassen sei, hätten alle 27 Staaten gleichzeitig Zugang zu ersten Lieferungen, verteilt nach der Bevölkerungszahl, bekräftigte die Behörde.
Da anfangs nur geringe Mengen zur Verfügung stünden, sollten die EU-Staaten jedoch festlegen, wer den zuerst geimpft werden soll, wie etwa medizinisches Personal, Menschen über 60 Jahre, Kranke und Personen mit sozialen Nachteilen. Grundsätzlich sollte das Prinzip einer kostenlosen Impfung gelten, sagte Margaritis Schinas.
Kyriakides äußerte sich sehr besorgt über die starke Zunahme von Coronainfektionen in fast allen EU-Staaten. „Die Zeit läuft uns davon“, sagte sie. „Oberste Priorität für jeden sollte sein, alles Nötige zu tun, um die verheerenden Konsequenzen allgemeiner Lockdowns abzuwenden.“
Angesichts dramatisch steigender Neuinfektionszahlen in ganz Europa haben die EU-Staats- und Regierungschefs eine intensivere Zusammenarbeit bei der Pandemiebekämpfung vereinbart.
In einer Erklärung nach dem ersten Tag des EU-Gipfels in Brüssel sprachen sie sich in der Nacht zu heute für eine bessere Koordination bei den Quarantänevorschriften, der grenzüberschreitenden Kontaktverfolgung sowie bei Teststrategien, dem Aufbau von Impfkapazitäten und Reisebeschränkungen aus. Die derzeitige Situation sei „beispiellos“ und gebe „Anlass zu ernsthafter Besorgnis“.
Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte nach den Beratungen, es gehe darum, ein ungebremstes Wachstum der Infektionszahlen zu verhindern. Deshalb werde es künftig regelmäßigere Konsultationen auch über Video geben.
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