Bürgeramt sollte Menschen auf Organspende ansprechen

Berlin – In der Debatte um eine Reform der Organspende hat Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch eine neue Möglichkeit zur Steigerung der Spenderzahlen vorgeschlagen. „Warum sollte nicht jeder Erwachsene bei der Ausstellung eines Ausweispapiers mit der Frage konfrontiert werden, ob er Organe zu spenden bereit ist oder nicht oder diese Entscheidung derzeit treffen kann oder will“, schreibt Koch in einem Gastbeitrag für die B.Z.
„Es gäbe also eine Art Meldepflicht, aber gleichzeitig eine maximale Entscheidungsfreiheit“, so der Erzbischof. Diese Lösung hätte seiner Meinung nach zur Folge, dass jeder sich mit dem Pro und Kontra einer Organ- oder Gewebespende auseinandersetzen müsse. „Alle müssten sich, um es mit einem Wort der Bibel zu sagen, ,auf Herz und Nieren prüfen' und dann eine gut begründete Entscheidung treffen“.
Den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), eine Widerspruchslösung einzuführen und damit die Zahl der Organspender zu erhöhen, lehnt der Erzbischof ab. „Wer kein Organspender sein will, braucht niemandem darüber Rechenschaft abzulegen.“ Er halte die geltende Regelung für richtig. „Eine Organspende kommt nur in Frage, wenn eine explizite Zustimmung des Spenders selber oder seiner Angehörigen vorliegt. Sie trägt der Würde des Menschen Rechnung.“
Zugleich mahnte Koch, die Rahmenbedingungen in Krankenhäusern zu verbessern, Transparenz bei der Organvergabe sicherzustellen und Missbrauch entgegenzuwirken, um das verloren gegangene Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen.
Im Bundestag gibt es in allen Parteien Befürworter und Gegner der Widerspruchslösung. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatten sich dafür ausgesprochen. In der Ärzteschaft hat sich unter anderem Bundesärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery für die Widerspruchslösung stark gemacht.
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