AWMF rät zu einem vorläufigen Stopp der Reform des Medizinstudiums

Berlin – Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) rät dazu, das langjährige Vorhaben einer Reform des Medizinstudiums vorerst aufzugeben – zumindest auf Basis des derzeit vorliegenden Entwurfs aus dem Bundesgesundheitsministerium.
Nach „eingehender und wiederholter Beratung mit den ihr angehörenden Fachgesellschaften und intensiver Befassung in ihrer zuständigen Kommission und zahlreichen Dialogen mit weiteren Akteuren“, sei sie zu diesem Entschluss gekommen, teilte die AWMF heute mit.
Der aktuell vorliegende Entwurf gestalte das Medizinstudium für alle Beteiligten zeitlich und finanziell aufwendiger, ohne dabei substanziell zu einer Verbesserung der Ausbildungsqualität beizutragen. Es stünde sogar zu befürchten, dass sich diese in Teilen reduzieren werde.
„Wir setzen uns für eine Reform des Studiums ein, aber genau die wurde durch die jahrelange Hängepartie an vielen Standorten verhindert“, erklärt der Präsident der AWMF, Rolf-Detlef Treede.
Viele Fakultäten hätten ihre Reformvorhaben in Erwartung einer neuen Approbationsordnung zurückgestellt, obwohl schon auf der Basis der aktuell gültigen Ärztlichen Approbationsordnung viele Forderungen des Masterplans 2020 unmittelbar umgesetzt werden könnten, sagt er. Auch aus der Kommission der AWMF gäbe bereits eine Liste von Vorschlägen, deren Umsetzung nun unverzüglich angegangen werden sollte.
Die Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung und damit die Reform des Studiums ist tatsächlich schon seit Jahren in Arbeit und mittlerweile eine „Hängepartie“: Bund und Länder hatten sich inhaltlich bereits 2017 mit dem „Masterplan Medizinstudium 2020“ auf die Grundzüge einer Reform geeinigt.
Die Umsetzung scheiterte bislang an den höheren Kosten, die mit der Reform auf die Universitäten zukommen. „Bis heute nicht gelungen ein Ergebnis vorzulegen, das sich nicht massiver inhaltlicher Kritik ausgesetzt sieht“, so auch die AWMF.
Gleichzeitig regt die AWMF eine Neufassung eines Masterplans zum Medizinstudium an. Diese müsse diesmal transparent und nicht hinter verschlossenen Türen, sondern unter Einbeziehung der Sachverständigen aus den medizinischen Fächern vorgenommen werden, mahnt sie.
„Einige der vertretenen und in den Gesetzentwurf übernommenen Konzepte werden einer modernen Medizindidaktik nicht mehr gerecht“, meint Renate Deinzer, Leiterin der Kommission Approbationsordnungen der AWMF.
Auch aus diesem Grund sollte die „in einer Sackgasse befindliche aktuell geplante Revision der ÄApprO“ gestoppt werden. Die medizinischen Fakultäten sollten stattdessen ermutigt werden, die Spielräume der bestehenden Ärztlichen Approbationsordnung auszunutzen, um das Studium entsprechend aktueller medizindidaktischer Erkenntnisse zu verbessern.
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