Chronische Erkrankungen: Spezifische Krankheitsinformationen notwendig

Hamburg – In Deutschland haben etwa 40 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren eine chronische Erkrankung. 30 Prozent leben 20 Jahre oder länger damit. Das berichtet die Stiftung Gesundheitswissen. Sie hat gemeinsam mit dem Institut für Demoskopie Allensbach in einer Umfrage den Blick auf die Informationsbedarfe von Menschen mit chronischen Erkrankungen gerichtet. Untersucht wurden unter anderem die Nutzung von Informationen und das Vertrauen in Informationsquellen.
Menschen mit chronischen Erkrankungen haben danach durchaus ein hohes Interesse, sich allgemein über Gesundheitsthemen, Krankheitsbilder und Prävention zu informieren. Allerdings tritt dieses allgemeine Interesse in den Hintergrund, je stärker die eigene Krankheit den Alltag beeinträchtigt. Informationen, die die persönliche Situation betreffen, werden dann wichtiger.
71 Prozent der chronisch Kranken interessieren sich laut Umfrage besonders für die Wirksamkeit und Risiken von Medikamenten, 68 Prozent für die Frage, welche Behandlungen und Therapien in bestimmten Fällen sinnvoll sind. Die Mehrheit der chronisch Kranken interessiert sich zudem für die Möglichkeiten einer konsequenten Gesundheitsvorsorge durch Vorsorgeuntersuchungen und die Einschätzung, was eine gute Behandlung und einen guten Arzt ausmacht.
„Für chronisch Kranke reicht es nicht, Basisinformationen über Krankheiten zur Verfügung zu stellen. Die Informationen müssen so konzipiert und aufbereitet sein, dass sie speziell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen eingehen“, sagte Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen.
Viele chronisch Kranke fühlen sich laut der Befragung gut informiert. Je länger die eigene Erkrankung bereits dauert, desto weniger haben die Betroffenen den Eindruck, dass sie nur einen unzureichenden Zugang zu den relevanten Informationen haben.
Allerdings fällt es überdurchschnittlich älteren und insbesondere chronisch Kranken mit erheblichen Einschränkungen schwer, an relevante Informationen zu kommen. 35 Prozent wussten laut Befragung nicht, an wen sie sich wenden sollten. 40 Prozent der chronisch Kranken mit erheblichen Einschränkungen im Alltag beklagten, dass man sich für ihre Information und Beratung nicht genügend Zeit genommen habe und 34 Prozent sagten, dass nicht genug auf ihre persönliche Situation eingegangen wurde.
Auch die Bewertung von Informationen fällt chronisch Kranken mit erheblichen Einschränkungen schwerer als denjenigen, die nur begrenzt oder überhaupt nicht im Alltag durch ihre Krankheit beeinträchtigt werden.
„Die Menschen wünschen sich verlässliche Gesundheitsinformationen, die ihnen unmittelbar bei der Einschätzung und Bewältigung der eigenen Krankheit helfen wie auch bei der Suche geeigneter Ansprechpartner und Anlaufstellen im Gesundheitssystem“, so Suhr.
Vor allem persönliche Informationsquellen spielen für Menschen mit chronischen Erkrankungen eine große Rolle. Insbesondere Gespräche mit dem Hausarzt und mit privaten Bezugspersonen sind sehr wichtig, wie die Analyse ergab.
Demnach informieren sich 58 Prozent der chronisch Kranken durch Gespräche mit dem Hausarzt über Gesundheitsthemen und Krankheitsbilder. Bei Erkrankten mit erheblichen Einschränkungen sind es sogar 68 Prozent.
Haus- und Fachärzten genießen auch das größte Vertrauen: Mehr als 80 Prozent der Menschen mit chronischen Erkrankungen sagen, dass sie im Gespräch mit dem Facharzt oder dem Hausarzt zuverlässige Informationen erhalten.
Die Daten wurden vom Institut für Demoskopie Allensbach als repräsentative Bevölkerungsumfrage bei 1.225 Personen erhoben.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: