Ausland

Coronapandemie: Ermittlungen gegen Italiens Ex-Regierungschef

  • Donnerstag, 2. März 2023
/picture alliance, dpa, MAXPPP, Pierre Teyssot
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Bergamo – Drei Jahre nach Beginn der Coronapandemie hat die Staatsanwaltschaft der norditalienischen Stadt Bergamo Ermittlungen gegen Italiens Ex-Regierungschef Giuseppe Conte aufgenommen. Ihm und 18 weiteren hochrangigen Verantwortlichen werden Versäumnisse in der ersten Phase der Pandemie im Frühjahr 2020 vorgeworfen.

Durch eine bessere Vorsorge gegen Notfälle wie den Coronaausbruch und frühzeitigere Maßnahmen hätte man Tausende Todesfälle verhindern können, hieß es heute von der Staatsanwaltschaft. Demnach wurden beispielsweise nicht früh genug rote Zonen eingerichtet und deshalb starben Menschen. In solchen Zonen wurden damals besonders stark betroffene Gebiete isoliert.

Die Verantwortlichen hätten die Gefahr der Pandemie unzureichend bewertet, was verheerende Folgen ge­habt habe. Ermittelt wird unter anderem auch gegen den früheren Gesundheitsminister Roberto Speranza und den amtierenden Präsident der Region Lombardei, Attilio Fontana.

Den nun eingeleiteten Ermittlungen gingen ausführliche Untersuchungen voraus. Die hohe Anzahl der Todes­fälle und die fachlichen Einschätzungen von Experten hätten für die Aufnahme der Ermittlungen gesprochen, sagte heute der Staatsanwalt von Bergamo Antonio Chiappani.

Italien gehörte Anfang 2020 zu den ersten europäischen Ländern, in denen sich das Coronavirus dramatisch ausbreitete. Insbesondere Bergamo wurde zum Symbol des durch die Pandemie ausgelösten Leids.

Die erschütternden Bilder von Militärlastwagen, die Särge mit Toten in Massen zur Einäscherung aus der Stadt abtransportierten, gingen damals um die Welt. Mit rund 188.000 Coronatoten zählt Italien zu den am stärks­ten von der Pandemie betroffenen Ländern der Welt.

Conte zeigte sich nach Bekanntwerden der Ermittlungen zuversichtlich. Er habe in einem der schwierigsten Momente, den Italien je erlebt hat, mit größtem Engagement und vollem Verantwortungsbewusstsein gehan­delt, sagte er gestern.

Er wolle zudem mit der Justiz zusammenarbeiten. Auch der damalige Minister Speranza sicherte seine Koope­ration zu. Nach seinen Worten muss jeder, der bei der Bewältigung der Pandemie Verantwortung trug, nun auch dafür Rechenschaft ablegen können.

dpa

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