Ausland

Staatsanwälte befragen Italiens Premier zu Corona-Ausbruch

  • Freitag, 12. Juni 2020
Italiens Premierminister Giuseppe Conte /picture alliance, ROPI, Fotogramma
Italiens Premierminister Giuseppe Conte /picture alliance, ROPI, Fotogramma

Rom – In Italien nimmt die juristische Aufarbeitung der Coronakrise mit landesweit mehr als 34.000 Toten Fahrt auf. Die Staatsanwaltschaft der heftig betroffenen Stadt Bergamo befragte Ministerpräsident Giuseppe Conte heute in Rom rund drei Stunden.

Wie italienische Nachrichtenagenturen berichteten, fand das Treffen an seinem Amtssitz Palazzo Chigi statt. Danach sollten Gesundheitsminister Roberto Speranza und Innen­mi­nis­terin Luciana Lamorgese als Zeugen zu den Abläufen am Anfang des Virusausbruchs aussagen. Die Ermittler aus der Lombardei untersuchen mögliches Missmanagement der Krise.

Italien rätselt noch, was die Ausbreitung der Krankheit im wirtschaftlich starken Norden so beschleunigt hat. Dabei geht es auch um die Frage, warum die Gemeinden Alzano Lombardo und Nembro in der Provinz Bergamo nicht zu Sperrzonen erklärt wurden.

Das Gebiet entwickelte sich im März zu einer Hochburg der Pandemie. Die Bilder von mit Sär­gen beladenen Militärfahrzeugen gingen um die Welt. Hinterbliebene haben rund 50 Anzeigen gegen Unbekannt gestellt, weil sie Behördenfeh­ler vermuten.

Wenige Tage nach Entdeckung des Ausbruchs hatte Rom zehn Gemeinden in der Lombar­dei, darunter Codogno mit dem ersten bekannten COVID-19-Patienten so­wie Vo' in Vene­tien, abriegeln lassen. Die Staatsanwälte prüfen, warum das trotz steigender Zahlen in Bergamo nicht passierte. Auf der Zeugenliste stehen nach Medienberichten auch Lokal- und Regionalpolitiker sowie Behörden. Einige seien schon gehört worden.

Zuletzt hatten sich Entscheider in Rom und der lombardische Präsident Attilio Fontana von der rechten Lega die Verantwortung gegenseitig zugeschoben. Kurz vor der Verneh­mung sagte der parteilose Jurist Conte, er halte sein Vorgehen weiter für richtig.

„Weil ich mein Handeln an Wissenschaft und Gewissen orientiert habe, weil ich mich sofort einge­schaltet habe, bin ich absolut gelassen“, zitierte ihn die Zeitung Corriere della Sera.

Rom hatte am 8. März die Sperrung der Lombardei und einiger Städte in Venetien ange­ord­net. Kurz danach folgte der Lockdown-Beschluss für ganz Italien, der ab 10. März galt und ab Mai schrittweise gelockert wurde. Der erste Ausbruch wurde um den 20. Februar in der Stadt Codogno bekannt.

dpa

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