Politik

Coronavirus brachte Krankenhäuser nicht an Kapazitätsgrenzen

  • Donnerstag, 25. Juni 2020
/dpa
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Berlin – Die Coronapandemie hat die Krankenhäuser in Deutschland bislang nicht an ihre Kapazitätsgrenze gebracht. Dies zeigt eine heute vorgelegte Sonderauswertung von sta­tistischen Daten des BKK Dachverbandes.

Die im Rahmen der größten gesundheitspolitischen Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte befürchtete Krankheitswelle von Coronapatienten, die wegen schwerer Atem­wegserkrankungen ins Krankenhaus mussten, ist demnach bislang ausgeblieben.

Laut Analyse des BKK Dachverbandes wurden bis Mitte Juni 18.062 Einweisungen von Versicherten mit COVID-19-Diagnosen bei BKK-Versicherten registriert. Davon wurden 1.484 Erkrankte mit einem Durchschnittsalter von 67,9 Jahren beatmet – 502 beatmete Personen starben. Insgesamt verstarben bisher 567 COVID-19-BKK-Patienten im Kranken­haus.

Die Statistik des BKK Dachverbandes offenbart auch, dass die Gesamtzahl der Kranken­hausaufnahmen von BKK-Versicherten im Zeitraum von Mitte März bis Ende April zwi­schenzeitlich um bis zu 50 Prozent im psychiatrischen und 46 Prozent im somatischen Behandlungsbereich gegenüber dem Wochendurchschnitt im Februar gesunken ist.

„Ein Grund dafür ist, dass viele planbare Operationen, soweit medizinisch vertretbar, durch die Aufforderung der Politik am 13. März, verschoben wurden“, erklärte dazu Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes. Ob die vom Bund finanzierten, leerstehenden Betten für die Krankenhäuser lukrativer seien als belegte, müsse man im Auge behalten.

Ab Mai stiegen die Belegungszahlen für somatische Fälle laut BKK Dachverband zwar wieder an. Sie lagen aber in der dritten Juniwoche noch immer mit 23 beziehungsweise 24 Prozent unter dem Durchschnitt der Zeit vor der Pandemie. Verschoben wurden in den letzten Monaten vor allem Knie- und Hüftoperationen. Auch bei den stationären Behand­lungen von Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten gab es drastische Rückgänge.

So sanken die Fallzahlen bei Schlaganfällen bis Anfang April um 30 Prozent, Herzinfarkte erreichten Ende März einen Tiefstand von 64 Prozent gegenüber dem Niveau der Vormo­nate. Bislang wird dieses Vor-Corona-Level nach wie vor nicht erreicht.

„Offenbar haben viele Patienten mit Herzinfarkt- oder Schlaganfallsymptomen in den ver­gangenen Wochen den Weg ins Krankenhaus gescheut aus Angst, sich mit COVID-19 zu infizieren. Diese Furcht kann lebensgefährlich sein“, so Knieps. Patienten sollten aber notwendige akute Behandlungen nicht verdrängen.

„Die Coronakrise hat aber auch die strukturellen Probleme der stationären Versorgung in Deutschland deutlich gemacht. Nach der Pandemie müssen wir einiges neu bewerten, nicht nur die Vorhaltung von Intensivkapazitäten, sondern auch die Versorgung durch Kranken­häuser in der Fläche und speziell in Ballungsgebieten“, sagte Knieps zur wieder an Fahrt gewinnenden Diskussion um mögliche Strukturreformen der Krankenhaus­land­schaft. Die Coronakrise habe bewiesen, dass man nicht alle Kliniken brauche.

aha

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