Politik

Coronavirus: Impfungen haben bundesweit begonnen, erste Pannen

  • Montag, 28. Dezember 2020
/picture alliance, Matthias Bein
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Berlin – In Deutschland haben gestern bundesweit die Impfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 begonnen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) twitterte, der Impfstart mache Hoffnung und gebe Zuversicht. Es gab aber auch erste Pannen.

Im Berliner Bethanien-Pflegeheim Sophienhaus erhielt etwa die hundertjährige Ruth Heller eine Spritze mit dem Impfstoff des deutschen Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer. Vorgestern war als erste Deutsche noch vor dem offiziellen Impfstart eine 101-jährige Frau in einem Pflegeheim im sach­sen-anhaltinischen Halberstadt geimpft worden, danach weitere Bewohner und Pflegekräfte.

In Frankfurt am Main erhielt eine Krankenschwester die erste Impfspritze in Hessen. Sie habe seit Beginn der Pandemie „an vorderster Stelle an COVID-19 erkrankte Menschen stationär versorgt“, teilte das hes­si­sche Innenministerium mit. Im nordrhein-westfälischen Siegen wurde in der Senioreneinrichtung Mari­en­heim die 95-jährige Erika Löwer geimpft.

In Mecklenburg-Vorpommern starteten die Impfungen in einer Pflegeeinrichtung in Güstrow. „Wir begin­nen behutsam und vorsichtig“, sagte Landkreissprecher Michael Fengler dem NDR. In Rheinland-Pfalz begannen die Impfungen in Koblenz.

Im Seniorenheim „Maria von Siege“ bekam eine Bewohnerin den ersten Pieks. Dort sollten im Laufe des Tages laut SWR 36 Bewohner und 25 Pflegekräfte geimpft werden. In Brandenburg starteten die Impfun­gen am Vormittag in einer Pflegeeinrichtung in Großräschen, wie das Gesundheitsministerium des Lan­des twitterte.

Die bundesweite Impfkampagne in Deutschland beginnt in Alten- und Pflegeeinrichtungen, die von mo­bi­len Impfteams aufgesucht werden. Wer zuerst geimpft wird, entscheiden die Bundesländer und Behör­den vor Ort. Die ersten Impfdosen waren am Samstagmorgen in den Bundesländern eingetroffen. In den kommenden Tagen und Wochen sollen stetig weitere Dosen geliefert werden.

Spahn schrieb auf Twitter, die Impfung sei „der Schlüssel raus aus der Pandemie“. „Dass dieser Impfstoff in Deutschland für uns und für die Welt entwickelt wurde, erfüllt mich mit Stolz.“

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte der Bild am Sonntag, es werde keine Sonderrechte für Geimpfte geben. Eine Unterscheidung zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften komme einer Impf­pflicht gleich und er sei gegen einen Zwang, betonte Seehofer.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte in derselben Zeitung mehr Tempo bei der Pro­duk­tion von Impfstoffen. „Leider kann es keine schnelle Entwarnung geben. Denn es gibt einfach zu we­nig Impfstoff“, sagte Söder. Daher müsse das Tempo der Produktion massiv verstärkt werden. „Sonst müssen viele Menschen zu lange warten.“

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), die beim ersten Impftermin in der Hauptstadt dabei war, sprach von einem „guten Start“ für Berlin. „Wir sind hier, um Menschenleben zu retten“, sagte sie.

Karin Maag, die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, teilte mit, der Impfstart sei großartig und eine „große Erleichterung“. Trotz der „berechtigten Freude“ müssten aber die Vorsichtsmaßnahmen weiterhin streng befolgt werden. Die Pandemie werde uns noch einige Zeit im Griff haben.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir sprach auf Twitter von einer „Hammer-Nachricht“. Er werde sich impfen lassen, sobald er an der Reihe sei.

Zum Impfstart gab es in einigen Teilen Deutschlands aber auch Pannen. In sechs Landkreisen Oberfran­kens musste der geplante Start der Impfungen wegen möglicher Probleme in der Kühlkette für den Impf­stoff verschoben werden.

„Beim Auslesen der Temperaturlogger, die in den zentral beschafften Kühlboxen beigelegt wurden, sind Zweifel an der Einhaltung der Kühlkette für den Impfstoff aufgekommen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Landräte der Kreise Coburg, Lichtenfels, Kronach, Hof, Wunsiedel und Kulmbach.

Nicht betroffen waren die oberfränkischen Kreise und kreisfreien Städte Bamberg, Bayreuth und Forch­heim. Wann auch in den restlichen sechs Kreisen geimpft werden kann, stand einem Sprecher des Ge­sundheitsministeriums zufolge zunächst nicht fest.

Die Landräte wollen zunächst – unter anderem mit der Herstellerfirma Biontech – prüfen, ob der Impf­stoff weiterhin problemlos verwendbar ist. „Sollte es nur den geringsten Anhaltspunkt geben, dass der Impfstoff nicht zu 100 Prozent den Qualitätskriterien entspricht, wird diese Charge auch nicht verimpft“, sagte der Vorsitzende des Bezirksverbandes Oberfranken des Bayerischen Landkreistages, der Lichten­felser Landrat Christian Meißner. Es gehe nicht ums Tempo.

Nach großen Teilen Oberfrankens hatten die Behörden auch im Landkreis Augsburg den Impfstart gegen das Coronavirus aufschieben müssen. Auch dort sei die Kühlkette nicht nachvollziehbar gewesen, teilte der Landkreis mit. Mittlerweile hat Biontech die Qualität der Impfdosen bestätigt und die Dosen freige­ge­ben, teilte die Regierung von Oberfranken in der Nacht zu heute mit. „Damit steht dem Impfstart in Oberfranken nichts mehr im Wege. Die Impfungen können beginnen.“

afp/dpa

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