CSU schlägt Beitragsminderung bei Diät-Erfolg vor

München – Die CSU will mit einem Vorsorgeprogramm die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland senken. Ansonsten stehe das Gesundheitssystem in zehn bis zwanzig Jahren wegen zu vieler übergewichtiger Menschen vor dem Kollaps, sagte der stellvertretende Unionsfraktionschef Johannes Singhammer (CSU) der Süddeutschen Zeitung vom Dienstag. Der Anstieg der Dickleibigkeit in den vergangenen Jahren sei „beängstigend“. Im Präventionsgesetz sollten daher nach Ansicht des CSU-Politikers Anreize für das Abnehmen und einen gesünderen Lebensstil verankert werden.
Denkbar sei es, als Belohnung für eine erfolgreiche Diät eine Beitragsminderung bei der Krankenkasse in Aussicht zu stellen. „Selbstverständlich muss das unter Aufsicht eines Arztes geschehen“, sagte Singhammer. Der Mediziner könne dann auch den Erfolg der Therapie beurteilen. Die Adipositas-Vorbeugung müsse dann entsprechend vergütet werden.
Singhammer begründete seinen Vorstoß mit den durch die Adipositas verursachten hohen Kosten für die Allgemeinheit. Er verwies auf Berechnungen, die eine Kostenexplosion im Gesundheitssystem prognostizieren, falls die Zahl der stark übergewichtigen Menschen weiterhin drastisch zunehme. Die derzeitig gute Finanzlage bei den Kassen und im Gesundheitsfonds sollte nach Ansicht von Singhammer deshalb genutzt werden, um gegen die Dickleibigkeit vorzugehen. Vorstellbar sei eine „höhere Summe im dreistelligen Millionenbereich“.
Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen zeigte sich zu Singhammers Vorschlag skeptisch. „Die Förderung von gesundheitsbewusstem Verhalten ist eher eine Frage für kassenindividuelle Bonusprogramme als für generelle Regelungen beim Beitragssatz", sagte GKV-Sprecher Florian Lanz am Dienstag. Die Kassen hätten über ihre Bonusprogramme durchaus Gestaltungsspielräume.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Martina Bunge, kritisierte den CSU-Vorschlag als „hanebüchen". Er erinnere sie an „Diäten aus Frauenzeitschriften, die erwiesenermaßen außer Jo-Jo-Effekten nichts bringen." Bunge monierte weiterhin, dass der Vorschlag populistisch sei und „außer zusätzlichen Einnahmen für Ärzte keinen Nutzen" habe. Die Partei versuche auf diese Weise, die Überschüsse der Krankenkassen zu verplanen, ohne die Praxisgebühr abschaffen zu müssen.
Eine Umfrage des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln im Auftrag der DKV Deutsche Krankenversicherung hatte ergeben, dass sich jeder sich jeder Zweite nicht ausreichend abwechslungsreich ernährt, jeder Zweite ungesunden Stress empfindet, und die körperliche Aktivität ist gegenüber 2010 sogar gesunken ist. Gleichzeitig ist der Anteil der Menschen, die gemäß ihrer eigenen Angaben übergewichtig sind, von 44 auf 46 Prozent gestiegen.
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