Darmkrebsscreening: Nutzerzahlen erhöhen, Teilnahmealter senken
Köln – Gleich zwei Beiträge beschäftigen sich in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes mit der Früherkennung von Darmkrebs. Die Forschergruppe um Hermann Brenner und Michael Hoffmeister untersuchte zum einen, ob persönliche Einladungen die Teilnahmeraten zum Darmkrebsscreening erhöhen (Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 87–93). Zum anderen ging sie der Frage nach, ob man die Vorsorgekoloskopie bereits ab einem Alter von 50 Jahren anbieten sollte (Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 94-100).
Um zu ergründen, ob sich die Motivation, am Darmkrebsscreening teilzunehmen, steigern lässt, führten die Forscher im Saarland eine randomisierte Interventionsstudie mit mehr als 35.000 Probanden im Alter von 50 beziehungsweise 55 Jahren durch. Dabei bekamen die 50-Jährigen ein Einladungsschreiben zum Test auf Blut im Stuhl mit oder ohne beigefügten Stuhltest, die 55-Jährigen wurden zur Koloskopie eingeladen.
Die jeweiligen Kontrollgruppen erhielten keine Einladungen. Es zeigte sich, dass gezielte Einladungen die Teilnahmeraten sowohl für die Untersuchung auf Blut im Stuhl als auch für die Vorsorgekoloskopie deutlich erhöhen können. Allerdings erwiesen sich die Einladungen zum Stuhltest nur dann als wirksam, wenn der Test dem Einladungsschreiben direkt beigelegt war.
Wie sinnvoll es ist, das Teilnahmealter für die Vorsorgekoloskopie zu senken, prüften die Forscher in einer weiteren randomisierten Interventionsstudie. Dazu nutzten sie die Logistik zweier Krankenkassen, die im Rahmen eines landesweiten Modellprojekts die Vorsorgekoloskopie für 50- bis 54-jährige Versicherte anbieten. Rund 85.000 Versicherte wurden per Post zur Vorsorgekoloskopie eingeladen, davon nahmen 1,9 Prozent das Angebot wahr.
Bei den Koloskopien entdeckten die Untersucher in rund 6,8 Prozent der Fälle fortgeschrittene Neoplasien. Die Prävalenz war bei den Männern doppelt so hoch wie bei den Frauen. Diese Ergebnisse sprechen nach Ansicht der Forscher dafür, das Koloskopiescreening bereits 50-Jährigen zu offerieren.
In einem begleitenden Editorial setzt sich Stefanie J. Klug kritisch mit den Resultaten der Studien auseinander. Sie kommt zu dem Schluss, dass künftig über eine zentrale Stelle persönliche Einladungsschreiben an die teilnahmeberechtigten Gruppen versandt werden sollten. Zur Entscheidung, welche Altersgruppen einzuladen sind, sollte man Schaden und Nutzen abwägen und die Daten der epidemiologischen Krebsregister miteinbeziehen.
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