Demenz und Delir: Screening für alle Krankenhauspatienten ab 65 empfohlen

Berlin – Ab einem Alter von 65 Jahren sollten Patienten bei einem Krankenhausaufenthalt auf eine kognitive Störung gescreent werden. So lauten die Empfehlungen fünf medizinischer Fachgesellschaften, darunter die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Ziel ist die Prävention eines Delirs.
Menschen mit einer Demenz haben ein erhöhtes Risiko für ein Delir. Ab einem Alter von 65 Jahren hat jeder fünfte Krankenhauspatient eine Demenz – 30 Prozent entwickeln ein Delir, so die Angaben der DGPPN.
„In der Regel wird eine komorbide Demenz im Krankenhaus nicht erkannt“, sagte Katharina Geschke von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz. Daher kommt dem Screening eine wichtige Bedeutung zu.
Als mögliche Screeningmethoden für kognitive Einschränkungen nennen die Autorinnen und Autoren unter anderem den Six-Item-Cognitive-Impairment-Test (6-CIT) oder den Abbreviated-Mental-Test-Score (AMTS).
Zusätzlich soll geschultes Personal ein Screening auf prädisponierende Faktoren für ein Delir durchführen – etwa mithilfe des Identification of Seniors at Risk (ISAR) oder dem Geriatriecheck.
Zu den Risikofaktoren für ein Delir in der Notaufnahme zählt neben kognitiven Einschränkungen zum Beispiel eine Unterbringung im Pflegeheim, ein Zustand nach einem Schlaganfall und eine Schwerhörigkeit.
Fällt bei einem der Screenings ein auffälliger Befund auf, empfehlen die Fachgesellschaften bei Patientinnen und Patienten auf der Normalstation in den ersten drei bis fünf Tagen ab Aufnahme mindestens einmal täglich ein Delirscreening.
Im Falle einer anstehenden Operation und positiver Screeningergebnisse sehen die Empfehlungen Maßnahmen zur Delirprävention vor. Dazu zählt etwa ein delirsensibles Behandlungsumfeld, beispielsweise mit einem Kalender und einer Analoguhr in Sichtweite sowie persönlichen Gegenständen.
Allerdings ließe sich das nicht nebenbei bewerkstelligen: „Es kostet Zeit und es kostet Personal“, berichtete Jana Karin Köbcke, Leiterin der Geriatrie und Rehabilitation, Bonifatius Hospital Lingen. In Lingen will sie ein „Demenzsensibles Krankenhaus“ aufbauen.
Neben der DGPPN und der DGN sind die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP), Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG), Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) mit dem Papier befasst gewesen.
Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sei am Entwicklungsprozess beteiligt gewesen und unterstütze die Empfehlungen, so die DGPPN. Das Papier ist im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie entstanden.
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