Ärzteschaft

Depression trotz Häufigkeit weiterhin stigmatisierte Erkrankung

  • Mittwoch, 5. April 2017
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Berlin – Ärzte und psychologische Psychotherapeuten können Depressionen meist er­folg­­reich behandeln. Allerdings erhalten noch immer zu wenige Betroffene profes­sionelle Hilfe. Darauf hat die Bundesärztekammer (BÄK) hingewiesen. „Wir müssen gesell­schaftli­cher Stigmatisierung entgegentreten und die vielfältigen Möglichkeiten der sprechenden Medizin insgesamt sowie der Psychotherapie im Besonderen weiter stärken“, sagte der BÄK-Vorstandsbeauftragte für ärztliche Psychotherapie, Ulrich Clever, im Vorfeld des Weltgesundheitstages am 7. April. 

Clever warnte, dass sich Betroffene aus Scham und aus Angst vor Stigmatisierung häu­fig scheuten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Patienten sowie ihr soziales Um­feld müssten wissen, dass eine Depression keine Frage von Schuld sei. „Aufklärungs­arbeit ist wichtig. Ebenso wichtig ist es, dass die notwendigen Versor­gungs­angebote zur Verfügung stehen, wenn sich Betroffene für professionelle Unter­stützung entscheiden“, so der Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Clever wies darauf hin, dass die neu eingeführten psychotherapeutischen Sprech­stun­den und Akutbehandlun­gen zu einer schnelleren Versorgung beitragen könnten.

„Wunder sollte man sich davon jedoch nicht erwarten. Wenn ein Patient eine Sprech­stun­de aufsucht, heißt das noch nicht, dass er kurzfristig in eine sich daraus ergebende Behandlung überführt werden kann“, betonte er. Angesichts des enormen Anstiegs dia­gnostizierter psychischer Erkrankungen sei eine grundsätzliche Debatte darüber not­wen­dig, welche Bedeutung man diesem Versorgungsbereich beimesse. „Wenn die Kran­ken­kassen auf die Sparbremse drücken, wie bei den von ihnen durchgesetzten jüngsten Be­schlüssen zur Honorierung psychotherapeutischer Sprechstunden und Akutbehandlun­gen, werden die Rahmenbedingungen nicht besser“, kritisierte Clever.

Dies betont auch der Spitzenverband ZNS (SpiZ): „Die enorme Bedeutung neurolo­gi­scher und psychischer Erkrankungen und damit auch der sprechenden Medizin für die gesamte Gesundheitsversorgung sollte allen Beteiligten präsent sein. Das muss sich end­lich auch auf eine sachgerechte Vergütung dieser Leistungen auswirken“, sagte Christa Roth-Sackenheim, Mitglied des SpiZ und Vorsitzende des Berufsverbands deutscher Psychiater.

Hoffnungsvolle Signale in Bezug auf die Stigmatisierung der Krankheit sieht die Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Es sei ein gutes Zeichen, dass viele Prominente wie Adele, Bruce Springsteen oder die Botschafterin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Model und Bloggerin Victoria van Violence, im vergangenen Jahr offen über ihre Depressions-Erkrankung gesprochen hätten, sagte Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Er betonte, de­pressiv Erkrankte seien nicht allein: Im Laufe eines Jahres erkrankten in Deutschland mehr als 5,3 Millionen Menschen. Depressionen seien die häufigste Ursache der jährlich circa 10.000 Suizide in Deutschland.

Die Deutsche Depressions-Liga bezeichnete es als ein „sehr starkes und wichtiges Zei­chen der Weltgesundheitsorganisation WHO“, die Depression zum Thema des Weltge­sundheitstages zu machen. Psychische Erkrankungen würden von Betroffenen und deren Umfeld immer noch oft geheim gehalten, hieß es aus der Selbsthilfe­organi­sation.

hil

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