Dermatologen rufen zur HPV-Impfung für Mädchen und Jungen auf

Berlin – HPV-Impfangebot sollten bei Kindern und Eltern verstärkt bekannt gemacht werden. Auch Besuche bei Hautärzten sollten genutzt werden, um sich gegen humane Papillomviren (HPV) impfen zu lassen. Dafür spricht sich die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) aus.
Die Impfung gegen humane Papillomviren, die Gebärmutterhals- oder Analkrebs und Kopf-Hals-Tumore verursachen, gibt es seit mehr als 15 Jahren. Sie sei „wirksam, verträglich und für Mädchen und Jungen von 9-14 Jahren empfohlen“, schreibt die DDG. Allerdings sei die Impfquote hierzulande zu niedrig. So sei nur etwa die Hälfte aller Mädchen und etwa sechs Prozent der Jungen gegen HPV geimpft.
„Als im Jahr 2006 der erste Impfstoff gegen HPV in Europa zugelassen wurde, waren die Erwartungen groß“, sagte Peter Elsner, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der DDG. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) sei 2007 erfolgt und habe zunächst die Mädchen in den Blick genommen.
„Die aktuellen Impfquoten sind nicht zufriedenstellend“, so Elsner. Eine vollständige HPV-Impfserie hatten 2019 nur 47,2 Prozent der 15-jährigen Mädchen; unter den 18-jährigen Mädchen waren es 52,0 Prozent. Die Impfung der Jungen wird erst seit 2018 empfohlen und von den Krankenkassen bezahlt.
Aufgrund der recht spät erfolgten Empfehlungserweiterung sind die Zahlen bei den Jungen noch sehr niedrig: In jeder Altersstufe der 9- bis 18-jährigen Jungen haben nicht mehr als sechs Prozent die HPV-Impfung abgeschlossen. „Um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation zu erreichen, Gebärmutterhalskrebs zu eliminieren, ist das zu wenig. Die HPV-Impfquote muss dafür bei 90 Prozent liegen“, sagte Elsner.
„Neue Impfungen zu implementieren, dauert häufig etwas. Uns überraschte allerdings, wie wenig junge Menschen in Bezug auf HPV als Ursache für gravierende sexuell-übertragbare Erkrankungen und über die Schutzimpfung wissen“, erklärte Markus Reinholz, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München.
Der Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten führte zusammen mit einer Gruppe weiterer Dermatologen von September 2018 bis Februar 2019 eine prospektive Querschnittsstudie zum Wissensstand junger Menschen über sexuell-übertragbare Erkrankungen durch, an der mehr als 3.800 Schüler teilnahmen.
Demnach kennen nur zwischen 18 und 28 Prozent der Befragten HPV, noch etwas weniger haben von Genitalwarzen gehört. „Wir haben große Informationslücken aufgedeckt. Eine intensive und langfristige Aufklärungsarbeit ist nötig“, bilanzierte Reinholz. Die Studienautoren fordern deshalb mehr Informationen im Schulunterricht, bei Arztbesuchen und durch gezielte Aufklärungskampagnen.
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