Deutsche zunehmend kritisch zum Gesundheitssystem eingestellt

Düsseldorf – 52 Prozent der Deutschen zählen ihr Gesundheitswesen zu den besten drei Systemen der Welt. Gegenüber dem Vorjahr ist der Wert um fünf Prozentpunkte gesunken, im Vergleich zum Jahr 2020 – zur Hochphase der Pandemie – sogar um 20 Prozent.
Das zeigen die diesjährigen Ergebnisse des „Healthcare-Barometers 2024“, einer Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) unter 1.000 Bürgern. PwC veröffentlicht die Befragung zum zehnten Mal in Folge.
„Das Vertrauen der Deutschen in die Leistungs- und Reformkraft des Gesundheitssystems schwindet. Darin spiegelt sich die Unsicherheit in der deutschen Bevölkerung wider. Erfahrungen wie Engpässe in der Medikamentenversorgung, Fachkräftemangel und Ärztestreiks schüren die Unzufriedenheit“, sagte Roland Werner, Leiter Gesundheitswirtschaft & Pharma bei PwC Deutschland.
Nahezu stabil mit lediglich leichten Verlusten bewerten die Befragten die ärztlichen Behandlungen. Die Zufriedenheit mit der Behandlungsqualität liegt in der aktuellen Befragung bei 35 Prozent (Vorjahr: 37 Prozent). Der wesentliche Kritikpunkt: Ärztinnen und Ärzte nähmen sich zu wenig Zeit, wie 40 Prozent bemängeln. Dieser Wert ist gegenüber dem Vorjahr um vier Prozentpunkte gestiegen.
Die Zufriedenheit mit der Krankenhausversorgung hat sich hingegen gegenüber dem Vorjahr verbessert und liegt aktuell bei 52 Prozent (Vorjahr: 51 Prozent). Damit haben sich die Werte wieder auf das Niveau vor der COVID-19-Pandemie eingependelt.
Mit der bevorstehenden Krankenhausreform wird auch eine stärkere Spezialisierung der Krankenhauslandschaft verbunden sein. Das ist ein Teil der Reform, den die Bürger offenbar unterstützen: So wären 77 Prozent bereit, für einen komplexen oder aufwändigen Eingriff weite Strecken in Kauf zu nehmen.
Ein wesentlicher Faktor für Unzufriedenheit mit dem Gesundheitssystem könnte die Personalknappheit sein, die im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen ist: Drei Viertel der Deutschen zählen den Fachkräftemangel zu den größten Herausforderungen des Gesundheitswesens – weit vor der Sicherung der Versorgungsqualität (51 Prozent) und vor Defiziten im ländlichen Raum (47 Prozent). Gegensteuern lässt sich aus Sicht der Bevölkerung nur dann, wenn die Rahmenbedingungen in der Branche verändert werden, etwa durch höhere Gehälter.
Die höchsten Zufriedenheitswerte erzielen in dieser Umfrage die Krankenkassen: 83 Prozent der Befragten geben darin an, dass ihnen alle wichtigen Leistungen gewährt würden.
Auch die Pharmaindustrie konnte während der Pandemiezeit einen Imagegewinn verbuchen. Ihr ist es gelungen, diesen Zuwachs zu halten. 31 Prozent bewerten sie als innovative Unternehmen, die einen Beitrag zur Heilung von Krankheiten leisten. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 lag dieser Wert bei 19 Prozent.
57 Prozent der Befragten wünschen sich eine Arzneimittelproduktion innerhalb Europas. „Offenbar spielt dabei auch die Erfahrung von Lieferengpässen auf dem globalen Markt eine Rolle, denn die Sorge um die mangelnde Verfügbarkeit von Arzneimitteln ist hoch, wie zwei Drittel der Menschen angeben“, so Werner.
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