Lieferengpässe: Weltkarte zeigt Standorte von Antibiotikaproduktion

Berlin – Insbesondere in der winterlichen Erkältungszeit sind viele Arzneimittel gefragt. Trotz politischer Gegenmaßnahmen sind etwa dem Hausärztinnen und -Hausärzteverband zufolge allerdings wie in der vergangenen Saison viele Medikamente knapp, besonders betroffen sind Antibiotika sowohl für Kinder als auch Erwachsene.
Enstprechend will die Politik die Arzneimittelproduktion verstärkt nach Europa verlagern. Beispielweise die Pharmastrategie des Bundes und das sogenannte Medizinforschungsgesetz sollen den Weg für Pharmahersteller nach Europa ebnen. Auch das im Sommer verabschiedete Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) sollte eigentlich Linderung bringen.
Einer aktuellen Weltkarte des Arzneimittelherstellerverbandes Pro Generika zufolge findet die Produktion der wichtigsten 15 Antibiotikawirkstoffe aber vor allem in Asien statt.
Die meisten Antibiotikahersteller sitzen demnach in China (81), gefolgt von 65 Herstellern, die in Indien ihren Sitz haben. Danach folgt Europa mit 57 Herstellern. Dabei hat Spanien die Nase vorn (20 Hersteller), gefolgt von Italien (19) und Irland (4). Deutschland hat der Karte zufolge lediglich einen Antibiotikahersteller. Bemerkenswert ist zudem, dass etwa in Südamerika oder Afrika kein einziger Antibiotikahersteller angesiedelt ist.
Einzelne Wirktstoffe werden zudem kaum noch in Europa hergestellt, darunter Clarithromycin, das in Deutschland Pro Generika zufolge etwa 660.000 mal pro Jahr verordnet wird und derzeit nur von einem europäischen Hersteller produziert wird. Aber auch Doxycyclin oder Cefaclor werden der Auflistung zufolge nur noch von einzelnen Firmen in Europa hergestellt.
„Wir haben einen Großteil unserer chemischen Industrie an China verloren – und nun unter anderem das Problem, dass wir dort die Zwischenprodukte kaufen müssen, um in Europa überhaupt Arzneimittel produzieren zu können", kritisierte Ulrike Holzgrabe vom Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie an der Universität Würzburg. „Sollte es zum Beispiel aufgrund eines politischen Konflikts zu einem Lieferstopp kommen, wäre das für unser Gesundheitssystem verheerend.“
Pro Generika spricht sich deshalb etwa für eine gezielte Standortförderung aus, um die Antibiotikaherstellung in Europa anzusiedeln. „Es braucht langfristige Lösungen. Die Politik muss dafür sorgen, dass sich die Produktion von Antibiotika wieder lohnt“, fordert Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika.
Die Politik müsse verhindern, dass noch mehr Unternehmen abwandern und dafür sorgen, dass diese wieder in Europa investieren. „Und sie muss verbindliche Vorgaben für regional diversifizierte Lieferketten machen, damit die Abhängigkeit von China nicht weiter steigt“, betonte Bretthauer.
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