Diskussion um Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen

Potsdam/Berlin – Vor einer Übertragung ärztlicher Leistungen an nichtärztliches Personal warnt die Landesärztekammer Brandenburg. Sie reagiert damit auf Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf dem Hauptstadtkongress Mitte Juni in Berlin.
Der Minister hatte die Professionen im Gesundheitswesen gemahnt, keine „angstbesetzten Diskussionen“ über die Delegation und Substitution zu führen. „Es müsste doch inzwischen jedem klar sein, dass keinem die Arbeit ausgehen wird“, sagte Gröhe bei der Eröffnung des Kongresses am 20. Juni. „Wir müssen doch froh sein, dass wir in ganz viele Gesundheitsberufen interessierten Nachwuchs haben“, betonte er.
„Hier geht es nicht um Angst, sondern um ganz klare Aufgaben- und Kompetenzverteilungen innerhalb des Gesundheitssystems, die zum Wohle der Patienten dienen“, sagte der Vizepräsident der Landesärztekammer Brandenburg, Hanjo Pohle. Er betonte, ein Medizinstudium mit anschließender Facharztausbildung könne nicht mit nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen gleichgesetzt werden. „Pflegeberufe über Substitution zu stärken ist der falsche Weg“, erklärte Pohle.
Sollte mit der Akademisierung von Gesundheitsberufen die Substitution ärztlicher Leistungen gemeint sein, so sei „ein Qualitäts- und Leistungsverlust des deutschen Gesundheitswesens vorprogrammiert und wird zu Lasten des Patientenwohles gehen“, so der Kammer-Vize. Der Gesetzgeber werde dann Patienten erklären müssen, weshalb er die Aufstockung der Anzahl von Medizinstudienplätzen verweigere und stattdessen neue Gesundheitsberufe aus der Taufe hebe.
Bewegung in die Diskussion um eine Entlastung von Ärzten hat eine Entscheidung des 120. Deutschen Ärztetages dieses Jahr in Freiburg gebracht: Die Delegierten haben dort das Modell „Physician Assistant“ (PA) zur Arztentlastung und -unterstützung befürwortet, das die Bundesärztekammer (BÄK) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) im Auftrag früherer Ärztetage erarbeitet haben.
Beim PA handle es sich um einen medizinischen Assistenzberuf, der in den USA und weiteren angloamerikanischen Ländern sowie den Niederlanden etabliert ist. Der Arzt überträgt dem PA delegierbare Aufgaben und wird so für seine Kernaufgabe entlastet. Der Einsatzbereich liege derzeit in der stationären Versorgung.
Pohle erinnert jetzt daran, dass es in dem Konzept allerdings ausdrücklich heiße: „Der Arzt darf Leistungen, die er aufgrund der erforderlichen besonderen Fachkenntnisse nur höchstpersönlich erbringen kann, nicht delegieren.“
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