Medizin

ECDC: Flüchtende aus der Ukraine benötigen Impfungen

  • Mittwoch, 9. März 2022
/dpa, Frank Rumpenhorst
/dpa, Frank Rumpenhorst

Stockholm – Viele Menschen, die derzeit aus der Ukraine in Länder der Europäischen Union flüchten, sind aufgrund ihrer körperlichen Schwäche und eines oft suboptimalen Impfschutzes, einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) hat deshalb eine Liste von Impfungen veröffentlicht, die bei den Flüchtenden eventuell aufgefrischt werden sollten.

Viele Menschen, die aus der Ukraine fliehen, sind nicht gegen COVID-19 geimpft. Die Impfquote lag zuletzt nur bei 35 % und war damit deutlich niedriger als in den Ländern der EU. Die ECDC raten deshalb, den Fliehenden nach der Einreise eine Impfung anzubieten. Da viele Geflüchtete bei Angehörigen oder Freunden unterkommen, könnte die Nachverfolgung schwierig sein. Das ECDC rät deshalb, den Einmalimpfstoff von Janssen zu erwägen.

Auch die Impfquote gegen Masern, Mumps und Röteln wird mit 81,9 % als suboptimal eingestuft. Die Infektionszahlen waren zwar 2021 gering, in den Jahren 2018 und 2019 hatte es in der Ukraine jedoch eine größere Epidemie mit über 50.000 Masernfällen pro Jahr gegeben. Im Jahr 2018 waren außerdem mehr als 500.000 Menschen an Mumps erkrankt. Das ECDC rät deshalb, den Impfschutz, falls nicht vorhanden, nachzuholen.

Zu den priorisierten Impfungen sollte auch die kombinierte Impfung vor Diphtherie, Tetanus, Keuch­husten, Polio und Haemophilus influenzae Typ B mit dem DTaP-IPV/Hib-Impfstoff gehören. Vor allem der Impfschutz gegen Polio (offiziell 84,2 %) wird vom ECDC als zu gering eingestuft. Das Land ist zwar seit längerem poliofrei. Im letzten Jahr wurden jedoch 2 Erkrankungen durch von impfstoffab­geleitete Polioviren vom Typ 2 gemeldet. Bei 19 Kontakten wurde damals ebenfalls eine Infektion festgestellt, die jedoch nicht zur Erkrankung geführt hatte.

Das ECDC rät dazu, Impfungen gegen Erkrankungen zu erwägen, die sich in Flüchtlingslagern oder Aufnahmezentren leicht ausbreiten können. Dazu gehören invasive Meningokokkenerkrankungen, Windpocken und die Influenza. Bei Menschen mit Kriegsverletzungen sollte auch auf Infektionen mit multiresistenten Organismen geachtet werden, die in solchen Situationen häufig seien.

rme

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