Einsparpotenziale durch Biosimilars zu wenig genutzt

Berlin – Die Krankenkassen haben im vergangenen Jahr 78 Millionen Euro durch die Umstellung von Biologika auf Biosimilars eingespart. Auf diese Zahl kommt das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO). Dem Institut ist das deutlich zu wenig – es sieht ein Einsparpotenzial von weiteren 214 Millionen Euro. „Patienten können mit Biosimilars ohne Qualitätsverlust deutlich günstiger versorgt werden. Wie der Blick auf die Umsätze 2016 zeigt, besteht bei den Verordnungszahlen jedoch noch viel Luft nach oben“, sagte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.
In den vergangenen zehn Jahren haben sich laut WIdO die Bruttoumsätze für Biologika mehr als verdoppelt. 2016 erreichten sie ihren bisherigen Umsatzhöhepunkt von 7,8 Milliarden Euro. „Somit entfiel im letzten Jahr mehr als jeder fünfte Euro des gesamten GKV-Bruttoumsatzes für Fertigarzneimittel auf diese Gruppe (21,5 Prozent)“, hieß es aus dem Institut. Ein Großteil der Biologika stehe aber unter Patentschutz, sodass ein Preiswettbewerb nicht möglich sei.
Biosimilars seien im Mittel rund ein Viertel preiswerter als die ehemals patentgeschützten Präparate. Wie häufig Ärzte auf Biosimilars umstellen, unterscheidet sich laut WIdO zwischen den Wirkstoffen und auch im regionalen Vergleich. Im Schnitt über alle Wirkstoffe liegt der Anteil der Biosimilars in den Kassenärztlichen Vereinigungen Brandenburg und Westfalen-Lippe mit über 41 Prozent besonders hoch. Die niedrigste Quote habe Baden-Württemberg mit 22 Prozent.
Das erste Biosimilar in Europa wurde im Jahr 2006 zugelassen – mittlerweile sind es rund 30 Präparate, berichtet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). „Angesichts der Patentabläufe zahlreicher biologischer Arzneimittel werden in den nächsten Jahren viele weitere Biosimilars auf dem deutschen Arzneimittelmarkt verfügbar sein“, gibt die Arzneimittelkommission, die einen neuen Leitfaden zu Biosimilars erarbeitet hat, einen Ausblick.
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