Eli Lilly investiert in Rheinland-Pfalz, Debatte um Tirzepatid

Alzey – Der US-Pharmakonzern Eli Lilly hat heute im Beisein von Politikprominenz den symbolischen ersten Spatenstich für eine milliardenschwere Fabrik im rheinland-pfälzischen Alzey gesetzt. Dort soll unter anderem das Mittel Mounjaro (Wirkstoff Tirzepatid) produziert werden.
Diskussionen gibt es mittlerweile darum, ob die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) solche Abnehmmittel künftig bezahlen sollte. Tirzepatid kann zur Gewichtsabnahme bei Adipositas sowie bei der Behandlung von Diabetes zum Einsatz kommen.
Um die wirksamen Medikamente ist in den vergangenen Jahren ein regelrechter Hype entstanden. Unternehmen wie Eli Lilly oder auch der dänische Arzneimittelhersteller Novo Nordisk erreichten durch die Abnehmspritzen enorme Umsatzsteigerungen.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) stuft solche Mittel in Deutschland gesetzeskonform als Lifestylearzneimittel ein, die die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) nicht bezahlen muss. Das schreibt der Gesetzgeber derzeit auch so vor. Änderungen sollen dazu derzeit nicht geplant sein, heißt es aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG), wie das Handelsblatt schreibt.
Eine Debatte gibt es dennoch bereits. „Abnehmspritzen sollten nicht als Lifestylemedikament betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenden Ansatzes zur Behandlung schwerer Adipositas und zur Verhinderung ihrer Folgeerkrankungen“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Andrew Ullmann, der Zeitung.
Erweise sich ein Lifestylepräparat auch gegen schwere Erkrankungen als wirksam, sollte eine Erstattung möglich sein, forderte auch der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge (CDU). Das sollte etwa bei einer Zulassung der Abnehmspritze für kardiovaskuläre Erkrankungen gelten.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Heike Baehrens, wies im Handelsblatt darauf hin, dass Medikamente aus gutem Grund von der Versorgung der GKV ausgeschlossen seien, die „überwiegend zur Abmagerung oder zur Zügelung des Appetits“ dienten.
„Die Solidargemeinschaft der GKV-Versicherten muss sich darauf verlassen können, dass mit ihren Beiträgen sparsam umgegangen wird und medizinisch notwendige Leistungen bezahlt werden“, sagte sie. „Angesichts der schwierigen finanziellen Situation der GKV ist es schwer vorstellbar, aktuell an den gesetzlichen Regelungen etwas zu verändern.“
Eli Lilly will in Alzey rund 2,3 Milliarden Euro investieren, wie die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz heute mitteilte. Die Produktion soll demnach 2027 anlaufen. Eli Lilly gehört zu den größten Pharmakonzernen der Welt und beschäftigt eigenen Angaben zufolge rund 38.000 Menschen. In Deutschland sind es derzeit 995. Mit dem neuen Standort in Alzey könnten weitere bis zu 1.000 Arbeitsplätze hinzukommen.
Zum Spatenstich kamen auch Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (alle SPD) sowie Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). „Pharma und Biotech haben eine sehr hohe Bedeutung für Wertschöpfung, Beschäftigung und Innovationen“, erklärte Scholz. Die Ansiedlung von Eli Lilly sei auch ein „Erfolg“ der Bundesregierung.
Unternehmenschef Dave Ricks bedankte sich: „Wir schätzen die Unterstützung der deutschen Behörden in diesem Projekt und das Interesse der hiesigen Politik daran, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Innovationen wertschätzen und Menschen einen schnellen Zugang zu neuen Therapieoptionen ermöglichen.“
Deutschland wird nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Lauterbach künftig als Standort für medizinische Studien viel Boden gut machen. Mit einer Reihe an Gesetzen im Rahmen der Pharmastrategie würden in den kommenden Jahren die Voraussetzungen für weitere Pharmaansiedlungen systematisch verbessert, sagte er. „Deutschland wird das Land sein, wo in Europa die meisten Studien gemacht werden im Bereich der pharmazeutischen Industrie, aber auch der Medizinprodukteindustrie“.
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