Empfehlungen zur Struktur und Ausstattung von Notaufnahmen vorgelegt

Berlin – Eine weitere Professionalisierung der klinischen Akut- und Notfallmedizin wollen die Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) erreichen. Die Fachgesellschaften legten heute gemeinsame Empfehlungen zur Struktur und Ausstattung von Notaufnahmen vor.
„Wir sind überzeugt, dass unser Strukturpapier ein Meilenstein für die Weiterentwicklung der Klinischen Akut- und Notfallmedizin in Deutschland ist“, betonten DGINA-Präsident Martin Pin, Chefarzt der Klinik für Notfall- und Akutmedizin am Florence-Nightingale-Krankenhaus Düsseldorf, und DIVI-Präsident Felix Walcher, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg.
Bisher gebe es in Deutschland keine einheitlichen Empfehlungen zur erforderlichen personellen, apparativen und infrastrukturellen Ausstattung von Notaufnahmen, so die Fachgesellschaften. Deshalb habe man auf Grundlage von existierenden Publikationen sowie Leitlinien von nationalen und internationalen Fachgesellschaften und Expertengremien Strukturempfehlungen erarbeitet.
Unter anderem beinhaltet das Papier – auf Basis des Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zu einem gestuften System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern ausdifferenzierte – Empfehlungen für Anzahl, Verfügbarkeit und Qualifikation von ärztlichem Personal. Betont wird, dass die ärztliche Leitung gemäß G-BA Beschluss spätestens nach Ende der je Bundesland individuellen Übergangsregelung über die Zusatzweiterbildung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ verfügen muss.
Zusätzlich wird, unabhängig von der Stufe der Notfallversorgung, die Vorhaltung einer Stellvertretung empfohlen, die ebenfalls über diese Zusatzweiterbildung verfügt. Zur weiteren Facharztbesetzung in den G-BA-Stufen der erweiterten und umfassenden Notfallversorgung heißt es in dem Papier, es würde mindestens eine Vollzeitkraft pro 4.000 Patientenkontakte pro Jahr empfohlen. Die Fachgesellschaften machen darauf aufmerksam, dass eine fortlaufende Personalqualifizierung entscheidend sei, um die Strukturanforderungen erfüllen zu können.
Analog zur ärztlichen Personalausstattung enthält das Papier auch Kennzahlen zu Anzahl, Verfügbarkeit und Qualifikation von nicht-ärztlichem Personal. So wird beispielsweise eine Pflege-Vollzeitkraft pro 1.200 Patientenkontakte pro Jahr empfohlen – 30 Prozent der Pflegekräfte sollen über die Fachweiterbildung „Notfallpflege“ verfügen – oder sich in der entsprechenden Weiterbildung befinden.
Da die Arbeitsbedingungen in der Zentralen Notaufnahme sowohl physisch als auch emotional belastend sein könne, müsse zudem bei Bedarf zeitnah eine psychosoziale Unterstützung bereitgestellt werden. Diese Unterstützung solle sowohl in die Organisationsstruktur eingebunden als auch durch externe Angebote ergänzt werden.
Auch zur apparativen Ausstattung, zur Verfügbarkeit therapeutischer Verfahren, zum Qualitätsmanagement sowie zur baulichen Struktur enthält das Papier ausführliche Angaben.
„Die Qualität der Patientenversorgung in der Notaufnahme hängt maßgeblich davon ab, wie diese strukturiert und personell ausgestattet ist“, sagte DIVI-Präsident Walcher. Mit den Empfehlungen wolle man die Notfallkliniken aller Versorgungsstufen dabei unterstützen, diese Voraussetzungen zu gewährleisten, betonte DGINA-Präsident Pin.
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