Ausland

England verschärft Coronamaßnahmen, Johnson unter Druck

  • Donnerstag, 9. Dezember 2021
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Adrian Dennis
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London – Der britische Premierminister Boris Johnson hat wegen stark steigender Infektionszahlen eine weitere Verschärfung der Coronamaßnahmen für England angekündigt. Johnson kündigte gestern Zu­gangsbeschränkungen für Großveranstaltungen an.

Bürger müssen nun einen Nachweis der Coronaimpfung oder eines negativen Tests vorzeigen, bevor sie in Fußballstadien oder Nachtclubs dürfen. Außerdem wurde die Maskenpflicht auf die „meisten öffent­lichen Gebäude“ ausgeweitet. Die Maßnahmen gelten ab nächster Woche. Johnson selbst gerät wegen eines erneuten Skandals um mutmaßliche Regelbrüche durch Regierungsmitarbeiter unter Druck.

Bislang waren Masken in England nur in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Geschäften gesetzlich vor­geschrieben. Johnson rief die Bevölkerung zudem dazu auf, nach Möglichkeit von Zuhause aus zu arbei­ten und die angebotenen Auffrischungsimpfungen in Anspruch nehmen.

Er begründete die Verschärfungen mit dem vermehrten Auftreten der neuen Omikron-Variante des Coro­navirus. Gesundheitsminister Sajid Javid zufolge wurden bislang 568 Fälle bestätigt – die wahre Zahl liege aber „wahrscheinlich näher an 10.000“.

Johnson sagte, es werde immer deutlicher, dass Omikron sich „viel schneller“ ausbreitet als die bisher dominierende Delta-Variante, und „wir können noch nicht davon ausgehen, dass Omikron weniger schwer­wiegend ist als frühere Varianten“.

„Wir müssen angesichts dieses Virus demütig sein“, sagte der Premierminister, der aktuell stark in der Kritik steht. Seine engsten Mitarbeiter hatten Berichten zufolge im vergangenen Jahr mitten im Corona­lockdown, als täglich hunderte Menschen am Virus starben, eine Weihnachtsfeier gefeiert. Seine Berate­rin und ehemalige Sprecherin Allegra Stratton trat wegen eines Videos zurück, auf dem sie über die Party Scherze riss.

Das Video steht offenbar im Widerspruch zu Johnsons wiederholten Beteuerungen, seine Mitarbeiter hätten nicht gegen Coronarichtlinien verstoßen. Britische Medien berichten bereits seit einer Woche von einer mutmaßlichen Party von Johnsons Mitarbeitern am 18. Dezember 2020, was der Premier wiederholt zurückwies.

Johnsons Büro betonte nach Veröffentlichung des Videos erneut, es habe im vergangenen Jahr keine Weihnachtsfeier am Amtssitz des Premierministers stattgefunden. „Die Coronaregeln wurden zu jedem Zeitpunkt befolgt.“ Im Parlament entschuldigte sich Johnson für „die Kränkung, die das Video im ganzen Land verursacht hat“, und für den „Eindruck“, dass sich seine Mitarbeiter über die Coronaeinschränkungen lustig gemacht hätten.

Johnsons Regierung war bereits mehrfach wegen ihres Umgangs mit den Coronabeschränkungen kriti­siert worden. Im Mai musste Gesundheitsminister Matt Hancock zurücktreten, weil Fotos aufgetaucht waren, auf denen er eine Mitarbeiterin küsst. Damals galten in England noch Kontaktbeschränkungen. Zuvor hatte Johnsons damaliger Spitzenberater Dominic Cummings mit mutmaßlichen Verstößen gegen die Coronaauflagen für einen Skandal gesorgt.

afp/dpa

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