Ausland

Ansturm auf Boosterimpfungen gegen SARS-CoV-2 in England

  • Montag, 13. Dezember 2021
/Nikolay, stock.adobe.com
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London – Nach einem eindringlichen Appell des britischen Premiers Boris Johnson hat es heute in Eng­land einen großen Ansturm auf Boosterimpfungen gegeben. Vor vielen Impfzentren und Apotheken bil­de­ten sich lange Schlangen, außerdem erlebten etliche Briten Störungen im Online-Buchungssystem des nationalen Gesundheitsdienstes National Health Service (NHS).

Beides dürfte auch damit zu tun haben, dass seit heute morgen alle über 30-Jährigen sich Impftermine buchen oder sich in die Schlangen einreihen dürfen. Zuvor war dies nur für über 40-Jährige und Men­schen mit Vorerkrankungen möglich. Bereits vor 9 Uhr morgens hätten sich am Montag rund 110.000 Menschen einen Impftermin erklickt, hieß es aus der Downing Street.

Ziel ist es, bis Ende des Jahres im Schnitt mehr als eine Million Menschen pro Tag zu „boostern“. Alle Er­wachsenen sollen bis dahin eine Auffrischungsimpfung bekommen können. Johnson hat dieses Zielda­tum gestern um einen Monat vorgezogen, um im Kampf gegen die hochansteckende Omikron-Variante die Oberhand zu gewinnen. Bei der Booster-Mission kommen auch 750 Kräfte des Militärs zum Einsatz.

Man stehe angesichts der Omikron-Variante einem Notfall gegenüber, weshalb dringend der Impfschutz verstärkt werden müsse, sagte Johnson in einer Fernsehansprache am gestrigen Abend. Die gute Nach­richt sei, dass das Schutzniveau mit einer dritten Impfdosis wieder erhöht werden könne. „Lasst euch jetzt boostern!“, sagte er.

Heute teilte Johnson mit, dass mittlerweile mindestens ein mit Omikron infizierter Patient gestorben ist. Die neue Coronavariante breite sich mit „phänomenaler“ Geschwindigkeit aus, „wie wir es noch nicht er­lebt ha­ben“, sagte Gesundheitsminister Sajid Javid dem Sender Sky News. Die Zahl der Neuinfektionen verdop­pelt sich derzeit alle zwei bis drei Tage.

Die neue Virusvariante mache inzwischen bereits rund 40 Prozent der Coronainfektionen aus; die Zahl der Krankenhauseinweisungen steige, sagte Johnson bei einem Besuch in einem Impfzentrum in der britischen Hauptstadt.

Der NHS warnte unterdessen vor einer Überlastung. Der NHS sei schon jetzt so stark angespannt wie nie zuvor, sagte der Chef des Dachverbands NHS Providers, Chris Hopson, heute dem Sender Sky News. Zu er­warten sei, dass immer mehr Menschen, die sich mit der Coronavariante Omikron infiziert haben, in Kran­kenhäuser müssten. Nun komme die Anforderung hinzu, allen Erwachsenen bis Jahresende eine Auf­frisch­impfung anzubieten, sagte Hopson.

Johnsons Aufruf zu „außerordentlichem Einsatz“ des Gesundheitsdiensts komme zu einem Zeitpunkt, da die Mitarbeiter bereits „sehr, sehr erschöpft“ seien, sagte Hopson. „Die Beschäftigten sind besorgt, dass dieser Druck zur Normalität wird und nicht nachhaltig ist.“ Der NHS kündigte an, Termine abzusagen oder zu verschieben, um das Boosterziel bis Jahresende zu erreichen. Bisher haben nach offiziellen Angaben mehr als 40 Prozent der über 12-Jährigen eine Booster-Impfung erhalten.

Gestern wurden im Vereinigten Königreich 1.239 Omikron-Fälle bestätigt. Die Gesamtzahl sprang damit auf 3.137. Die Regierung geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl rund zehn Mal so hoch liegt. Etwa zehn Omikron-Patienten würden derzeit in Kliniken behandelt, sagte Gesundheitsminister Sajid Javid. Um das Virus einzudämmen, gilt seit heute eine Pflicht zum Homeoffice, wo es möglich ist.

Angesichts der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante hat Großbritannien die landesweite Corona-Warnstufe erhöht. Die Bewertung des Risikos für die öffentliche Gesundheit erreicht nun mit Stufe vier die zweithöchste Stufe, wie das zuständige Gremium gestern mitteilte. Zudem weitet die britische Regie­rung ihre Maßnahmen gegen die Omikron-Variante des Coronavirus nochmals aus.

Ab morgen werden in England die Regelungen für obligatorische Tests verschärft, wie das Gesundheits­ministerium in London mitteilte. Vollständig geimpfte Menschen, die Kontakt zu einem positiv auf das Coronavirus Getesteten hatten, müssen sieben Tage lang täglich einen Schnelltest machen. Sind Kon­taktpersonen von positiv Getesteten hingegen nicht mindestens einmal geimpft, müssen sie künftig für zehn Tage in Quarantäne.

afp/dpa

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