Entlassmanagement: „Das größte Problem ist die mangelnde Kommunikation“
Berlin – Das größte Problem beim Entlassmanagement ist die mangelnde Kommunikation zwischen den Beteiligten. Dieser Meinung waren Experten auf der Veranstaltung „Entlassen – und was dann?“ des Bundesverbands der Innungskrankenkassen in Deutschland (IKK). „Als Probleme beim Schnittstellenmanagement werden häufig eine kurzfristige Entlassung aus dem Krankenhaus und fehlende Standards bei der Überleitung genannt. Ich bin da skeptisch“, sagte der frühere Leiter des Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Günter Ollenschläger am Mittwoch in Berlin. „Eine größere Rolle spielt aus meiner Sicht die mangelnde Kommunikation.“ Ein systematisches Management der Patienten werde dabei umso schwieriger, je größer der Mangel am Personal sei.
„Ich glaube, wir haben nach wie vor große Probleme durch Kommunikationsbrüche“, meinte auch der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes (HÄV), Ulrich Weigelt. Diese entständen nicht, weil die Beteiligten nicht wollten, sondern es seien Struktur- und Organisationsprobleme. „Meine Vorstellung von einem guten Entlassmanagement ist, die Kommunikation zu stärken“, sagte Weigeldt. „In Dänemark funktioniert das so, dass Hausärzte auf die Krankenhausakte zugreifen können und umgekehrt. Das halte ich für sinnvoll.“
Kritik an gegenseitiger Schuldzuweisung
„Es gelingt uns nicht, interprofessionell miteinander auf Augenhöhe zu kommunizieren, ohne zu sagen: Der andere hat etwas falsch gemacht“, befand Ulrike Reus von der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Zudem gelinge es nicht, alle Player am Versorgungsmanagement zu beteiligen. Dieses Management habe viele Puzzlesteine, und die Kommunikation sei das wichtigste Steinchen.
Michael Saier vom Neurologischen Rehabilitationszentrum Magdeburg berichtete von seinen Erfahrungen aus der Praxis: „Wir haben beim Entlassmanagement vor allem ein Problem mit der Übermittlung der Patientendaten. Denn die können wir nur weitergeben, wenn der Patient einwilligt.“ Alle Patienten, die Schwierigkeiten mit der Einwilligung hätten, gingen dabei „durch die Maschen“.
Die Einwilligung in die Weitergabe der Daten sei vor allem für alte Patienten ein Problem, meinte auch Weigeldt. Gerade diese Patienten könnten aber von einem Entlassmanagement profitieren. Er sprach sich in diesem Zusammenhang deshalb für eine Widerspruchslösung aus.
Dittmar: „Wir brauchen keine finanziellen Anreize für ein Entlassmanagement“
Einer gesonderten Vergütung für das Entlassmanagement erteilte die stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, Sabine Dittmar, eine Absage: „Wir brauchen keine finanziellen Anreize für ein Entlassmanagement. Es sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein, für eine ordentliche Versorgung zu sorgen.“
Und Ollenschläger kritisierte, dass sich viele Krankenhäuser zwar dem Entlassmanagement widmeten, aber weniger als die Hälfte der Häuser schaue, was mit den entsprechenden Investitionen passiere. „Das ist das zentrale Problem im deutschen Gesundheitswesen“, sagte Ollenschläger. „Es werden Projekte aufgelegt, aber sie werden nicht vernünftig evaluiert.“
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