Politik

Ersatzkassen ziehen sich aus Finanzierung des Gesundheitskiosks Billstedt-Horn zurück

  • Donnerstag, 22. September 2022

Hamburg – Die Ersatzkassen in Hamburg werden ihre Unterstützung für den Gesundheitskiosk im Hamburger Stadtteil Billstedt-Horn Ende dieses Jahres auslaufen lassen. Das bestätigten die Krankenkassen dem Deutschen Ärzteblatt. Die AOK Rheinland/Hamburg kündigte hingegen an, ihr Engagement für das Versor­gungsangebot fortzusetzen.

Der vom Ärztenetz Billstedt-Horn und dem Virchowbund initiierte Kiosk ist ein Vorbild für die Gesundheits­ki­oske, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in ganz Deutschland aufbauen möchte. Dies hatte Lauterbach am 31. August angekündigt – bei einem Besuch an eben jenem Gesundheitskiosk in Billstedt-Horn.

Der Virchowbund griff den Gesundheitsminister heute scharf an. Dessen Eckpunkte für seine Version der Ge­sundheitskioske seien „unausgegoren“, sagte der Initiator des Hamburger Kiosks und Virchowbund-Vorsitzen­der Dirk Heinrich. Er warf Lauterbach vor, ein „Substitutionsprojekt unter dem falschen Label ‚Gesundheitski­osk‘“ zu betreiben.

„Angesichts der sehr prekären Finanzentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ab dem kom­menden Jahr sind derart teure und mitunter redundante Leistungsangebote nicht realisierbar“, be­gründen die drei beteiligten Ersatzkassen – Barmer, DAK-Gesundheit und Techniker Krankenkasse (TK) – ihre Entscheidung zum Ausstieg aus dem Versorgungsangebot.

Es sei sinnvoller, bestehende Strukturen für die Versicherten besser zu vernetzen und Doppelstrukturen zu vermeiden. Die Leistungen des Gesundheitskiosks Billstedt/Horn doppelten sich mit vielen bereits vorhan­de­nen Angeboten des sozialen Hilfesystems.

„Die Beratungsleistungen werden aktuell im Gesundheitskiosk aus Mitteln der GKV finanziert, obwohl dies Leistungen der öffentlichen Daseinsversorge sind“, argumentieren die Kassen. Sie beziffern die Kosten für den Gesundheitskiosk Billstedt/Horn auf rund eine Million Euro pro Jahr für Personal und Betriebskosten. „Die Be­ratungsleistungen des Kiosks stehen in keinem Verhältnis zu der hohen finanziellen Aufwendung der Kran­kenkassen“, argumentieren sie.

Das sieht die AOK Rheinland/Hamburg anders. „Die Gesundheitschancen vieler Menschen sind aufgrund sozi­o­­ökonomischer Benachteiligungen eingeschränkt. Dies können und dürfen wir als Gesellschaft nicht hinneh­men“, sagte Matthias Mohrmann aus dem Vorstand der Kasse. Er betonte, es bestehe weiterhin „ein großer Be­darf an Versorgungsmodellen, die soziale Teilhabe ermöglichen und Orientierung in unserem komplexen Gesundheitssystem bieten“.

hil

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