Evangelische Krankenhäuser befürworten Akademisierung der Hebammen

Berlin – Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) hat die geplante Akademisierung der Hebammen begrüßt. Im März hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem die heutige dreijährige Ausbildung der Hebammen in ein duales Studium überführt werden soll, in dem eine wissenschaftliche Qualifikation mit einer berufspraktischen Ausbildung verbunden wird.
Die Verbandsdirektorin des DEKV, Melanie Kanzler, rief die Politik heute in Berlin dazu auf, das Gesetz schnell zu verabschieden, „damit die Krankenhäuser Planungssicherheit bekommen“.
In einer gemeinsamen Stellungnahme mit der Diakonie Deutschland erklärte der DEKV anlässlich der gestrigen Verbändeanhörung zum Hebammenreformgesetz im Bundesgesundheitsministerium, dass sich das Aufgabenspektrum der Hebammen in der Vergangenheit verändert habe.
„Mehr denn je fordert der gesellschaftliche Wandel von den Hebammen ein wissenschaftlich fundiertes und reflektiertes Handeln“, heißt es darin. „Ebenso brauche es Sensibilität für ihre Arbeit in unterschiedlichen sozialen, kulturellen und religiösen Kontexten.“ Diese Fähigkeiten und Kompetenzen müsse angehenden Hebammen im Rahmen einer akademischen Ausbildung vermittelt werden.
Theorie und Praxis verzahnen
Mit dem Hebammenreformgesetz soll eine Richtlinie der Europäischen Union (EU) in deutsches Recht umgesetzt werden. Diese schreibt vor, dass die Ausbildung für das Berufsfeld bis spätestens Anfang 2020 reformiert werden muss. Dem Gesetzentwurf zufolge müssen angehende Hebammen künftig eine zwölfjährige allgemeine Schulausbildung absolviert haben, um ein Studium absolvieren zu können.
Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger oder Pflegefachkraft ausreichend. Der Praxisanteil im Studium soll mindestens 50 Prozent betragen. Darüber hinaus ist eine Vergütung für die gesamte Studiendauer vorgesehen.
Der Geschäftsführer des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer, Jonas Sewing, dass die Zahl der Hebammen in Deutschland durch die neue Ausbildung steigt. Heute gebe es in diesem Bereich einen großen Fachkräftemangel. Als elementar bezeichnete er die vorgesehene Verzahnung von Theorie und Praxis.
Während skandinavische Länder Hebammen aus Deutschland abwürben, akquiriere Deutschland Hebammen in südlichen EU-Ländern, zum Beispiel in Italien. „Dort gibt es zwar eine Akademisierung“, sagte Sewing, „aber den Hebammen fehlt die praktische Erfahrung.“ Es sei wichtig, die praktische Erfahrung, die Hebammen in der bisherigen dreijährigen Ausbildung gemacht hätten, auch in das neue System zu übertragen.
Begegnung auf Augenhöhe unterstützen
Jochen Vennekate, Geschäftsführer der Christlichen Bildungsakademie für Gesundheitsberufe in Aachen und Vorstandsmitglied im DEKV, betonte, dass eine akademische Ausbildung von Hebammen eine Begegnung auf Augenhöhe mit anderen Berufsgruppen im Krankenhaus unterstütze.
Der Berufsverband der Frauenärzte und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sehen den Gesetzentwurf hingegen kritisch. Sie befürchten, dass durch die Akademisierung der Hebammen die eklatanten Versorgungsdefizite im Kreißsaal noch verschärft würden.
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