Fachgesellschaft warnt vor Überdiagnostik in der Kardiologie

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) warnt davor, die neue Kassenleistung „Nicht-invasive koronare Computertomografie (CT-Koronarangiografie / CCTA)“ bei Verdacht auf koronare Herzerkrankung (KHK) als Zusatzleistung zur üblichen sonstigen Diagnostik einzusetzen. Hintergrund ist die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), die Leistung bei Verdacht auf chronische/stabile KHK zur ambulanten Kassenleistung zu machen.
„Die Entscheidung des G-BA kann zu einer echten Weichenstellung in der Koronardiagnostik werden. Damit können wir neue Versorgungswege beschreiten, die nicht zwangsläufig über das invasive Katheterlabor führen müssen“, sagte der Präsident der DEGAM, Martin Scherer.
Allerdings kann sich die Versorgung laut der Fachgesellschaft in zwei Richtungen entwickeln: Entweder werde die CCTA als Add-on zusätzlich zum Herzkatheter eingesetzt. Dies sei etwa in Dänemark zu beobachten. Andernfalls könnte die CCTA zunehmend die invasive Koronarangiografie ersetzen.
„Das dänische Beispiel sollte Warnung für uns sein, die bereits jetzt bestehende Überdiagnostik nicht weiter zu verstärken. Andernfalls wird sich die gegenwärtige Unterversorgung im Bereich von anderen und insbesondere rasch zugänglichen kardiologischen Leistungen weiter verschlechtern“, warnte Scherer.
„Die hohe Zahl der Koronarangiografien in Deutschland ist – vor allem im internationalen Vergleich – medizinisch nicht zu erklären“, sagte Präsidiumsmitglied Günther Egidi aus dem DEGAM-Vorstand, der das Thema federführend begleitet. „Mit dem nicht-invasiven Verfahren haben wir eine neue Option, die Versorgung zu verbessern. Dabei ist es unsere Aufgabe als Hausärzte, im Sinn des Strahlenschutzes dafür zu sorgen, dass die Patientinnen und Patienten nach CCTA nicht routinemäßig auch noch einen Herzkatheter bekommen“, betonte er.
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