Fachkräftesituation in der Pflege bleibt angespannt

Nürnberg – Die Fachkräftesituation in der Pflege in Deutschland verschlechtert sich einem Bericht der Bundesagentur für Arbeit zufolge weiter. Derzeit kämen auf 100 freie Stellen nur 33 arbeitslose Pflegefachleute.
Das Beschäftigungswachstum in der Pflege falle seit Januar 2022 schwächer aus als im Durchschnitt aller Berufe, teilte die Bundesagentur anlässlich des morgigen Tags der Pflege mit. Zuvor war, vor allem während der Coronapandemie, die Zahl der Beschäftigten in der Pflege überdurchschnittlich gestiegen.
Die meisten der Beschäftigten in der Pflege sind der Statistik der Bundesagentur zufolge weiblich. Der Ausländeranteil sei deutlich gestiegen – von acht Prozent im Jahr 2017 auf 14 Prozent im Jahr 2022. Die meisten kämen aus Ländern wie Polen, Rumänien, Bosnien und Herzegowina oder der Türkei.
20.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Pflege seien aber auch als Asylsuchende nach Deutschland gekommen, aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan. Vor der Flüchtlingswelle 2015 habe diese Zahl nur bei 2.000 gelegen.
Laut den veröffentlichten Zahlen arbeiten in ambulanten Pflegediensten heute mehr als doppelt so viele Menschen wie vor 20 Jahren, in Pflegeheimen sind es über 70 Prozent mehr als damals.
Ende 2021 waren in Deutschland 442.900 Menschen bei ambulanten Pflegediensten beschäftigt, 134 Prozent mehr als Ende 2001 (189.600). Die Zahl der Pflegebedürftigen, die von solchen Diensten zu Hause versorgt werden, stieg in diesem Zeitraum um 141 Prozent.
Auch die Zahl der Beschäftigten in Pflegeheimen nahm in den vergangenen 20 Jahren zu: Sie stieg um 71 Prozent von 475.400 im Jahr 2001 auf 814.000 im Jahr 2021. Im selben Zeitraum stieg die Zahl der vollstationär Betreuten um 31 Prozent auf 793.000 Menschen.
Auf die Folgen der starken Belastung der in der Pflege Tätigen verwies die AOK Bayern. Bei Pflegekräften, die im Jahr 2022 bei der AOK Bayern versichert waren, hat sich der Krankenstand im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich erhöht.
Er lag bei 8,0 Prozent und damit rund 21 Prozent über dem Wert von 2021. Im Jahr 2021 fielen die Mitarbeitenden in der Pflege an 6,6 Prozent aller Arbeitstage krankheitsbedingt aus, 2020 waren es 6,4 Prozent. Damit hält sich der Krankenstand bei Pflegenden seit Jahren über dem aller Branchen.
„Die Herausforderungen in der Pflege sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Hinzu kommen Belastungen durch Personalmangel“, sagte Irmgard Stippler, Vorstandvorsitzende der AOK Bayern. „Die aktuellen Zahlen zur Arbeitsunfähigkeit in der Pflege verdeutlichen: Pflegefachpersonen brauchen dringender denn je Entlastung und Ausgleich.“
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