Vermischtes

Landespflegekammer legt „Vision 2040“ für bessere Pflege vor

  • Freitag, 12. Mai 2023
/Chalermphon, stock.adobe.com
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Mainz – Früher in Rente, 4.500 Euro Einstiegsgehalt und flexible Arbeitszeiten. Das sind nach Einschätzung der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz drei wichtige Bausteine für eine „qualitativ und quantitativ bessere Personalausstattung in der Pflege“.

Für ihre „Vision Pflege 2040“ hat die Landespflegekammer eigene Erkenntnisse mit den Ergebnissen einer Befragung von rund 200 Fachkräften aus mehreren Bundesländern abgeglichen. „Viele lieben ihren Job, aber wünschen sich deutlich bessere Rahmenbedingungen“, sagte der Präsident der Landespflegekammer Markus Mai am Internationalen Tag der Pflegenden heute in Mainz.

Dies zeige sich auch an Forderungen wie einer 4-Tage-Woche und festen Dienstplänen. Zudem vermissten die Pflegenden auch nach der Coronapandemie Wertschätzung und Anerkennung, berichtete die Vizepräsidentin der Landespflegekammer, Andrea Bergsträßer.

Freizeitausgleich für Überstunden und Prämien für das Einspringen an freien Tagen gehören auch zu den in der „Vision Pflege“ formulierten Forderungen der Landespflegekammer. In dem „psychisch und physisch belastenden Beruf“ könne „man ganz schlecht bis 67 Jahre arbeiten“, sagte Mai. „Viele Leute werden vorher krank“, was auch zu einer geringeren Rente führen könne.

Wer Jahrzehnte als Pflegender gearbeitet habe, müsse mit durchschnittlich 60 bis 63 Jahren in Rente gehen können. Das Einstiegsgehalt sollte rund 4.500 Euro betragen, statt derzeit 3.200 Euro, die zumindest im öffentlichen Dienst bezahlt würden. Die Vereinbarkeit von Familie und dem Beruf müsse auch besser werden.

Als Beispiele nannte Mai Betreuungsangebote für die Kinder der Pflegekräfte sowie die besondere Berück­sichtigung familiärer Bedürfnisse in den Dienstplänen – und Gleitzeitmodelle. Wichtig seien auch Team­buil­dingmaßnahmen, Supervision und mehr bezahlte Zeit für Weiterbildung als die derzeit fünf Tage im Jahr. Die Dokumentationen der Pflege und die Dienstplangestaltung müssten mit Hilfe von Technik und Künstlicher Intelligenz einfacher werden. Dies sieht die Digitalisierungsoffensive der Landesregierung vor.

Wie hoch die Belastung des pflegenden Fachpersonals ist, zeigt nach Einschätzung der Techniker Kranken­kasse (TK) eine deutliche Zunahme der Ausfalltage. 2022 waren Pflegekräfte in Rheinland-Pfalz demnach durchschnittlich 30,1 Tage krankgeschrieben, gut eine Woche länger oder 25,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor (23,9 Tage). Damit liege Rheinland-Pfalz bei den krankheitsbedingten Fehltagen von Beschäftigen in der Kranken- und Altenpflege 4,3 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt (28,8 Tage).

Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen hätten die Pflegekräfte in Rheinland-Pfalz gut zehn erkrankungsbe­dingte Fehltage mehr. Der Durchschnitt über alle Beschäftigten in dem Bundesland habe im vergangenen Jahr 20 Tage betragen. Der Leiter der TK-Landesvertretung Rheinland-Pfalz Jörn Simon forderte „dringend eine Pflegereform, die die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte merklich verbessert“. „Sonst riskieren wir, weiteres Pflegepersonal zu verlieren.“

Der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Wäschenbach befürchtet eine Eskalation des Pflegenotstands. „Die Situation ist vielerorts bereits schon jetzt prekär. Menschen, die pflegebedürftig sind oder werden, warten oftmals Monate auf einen Platz in einem Pflegeheim.“

Und mit der älter werdenden Gesellschaft steige die Pflegebedürftigkeit. Die Attraktivität des Berufs müsse dringend gesteigert und die Pflegeversicherung gestärkt werden. Die Landesregierung habe zu lange nicht die richtigen Akzente gesetzt.

dpa

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