Ärzteschaft

Fachverband warnt: Geriatriespezifische Versorgung akut bedroht

  • Freitag, 30. September 2022
/Viacheslav Yakobchuk, stock.adobe.com
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Berlin – Geriatrische Einrichtungen haben mit sinkender Auslastung zu kämpfen. Das geht aus einer Umfrage des Bundesverbandes Geriatrie bei seinen rund 400 Mitgliedern hervor. Demnach ist die Belegung in einzelnen Bereichen 2022 um bis zu 50 Prozent im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren gesunken.

„Wirtschaftlich stehen die Geriatrien mit dem Rücken an der Wand“, sagte Dirk van den Heuvel, Geschäfts­führer des Bundesverbandes Geriatrie. Ohne Inflationsausgleich würden weite Teile der geriatriespezifischen Versor­gung kurzfristig wegbrechen. Die Gründe für diese Entwicklung liegen dem Verband zufolge in der Pandemie und der Inflation.

So seien während der Hochphase der Pandemie in zahlreichen Krankenhäusern entweder Geriatrien in COVID-19-Stationen umgewandelt oder das gut ausgebildete geriatrische Fachpersonal wurde zur Versor­gung von COVID-19-Erkrankten abgezogen worden. Dadurch verringerte sich die der Altersmedizin zur Verfügung ste­hende Bettenkapazität.

Im Bereich der geriatrischen Rehabilitation mussten die Kapazitäten insbesondere aus Hygiene- und Infekti­ons­schutzgründen deutlich reduziert werden. Darüber hinaus wurden in Pandemiezeiten Rehabilitations­kapazitäten in „Hilfskrankenhäuser“ umgewandelt und waren für die Reha nicht mehr verfügbar. Die Folge: Insgesamt liegt der Einbruch in stationären geriatrischen Einrichtungen bei 20 Prozent, im Bereich der teilstationären tageskli­nischen Versorgung sogar bei über 50 Prozent.

Trotzdem kommt es laut Bundesverbandes Geriatrie nicht zu einer Reaktivierung der ursprünglichen Versor­gungs­kapazitäten. Durch die hohe Inflation und den Energiekostenanstieg sei keine ausreichende Refinanzie­rung gegeben. „Da die Kliniken ihre Leistungen zu einem fest vereinbarten Preis anbieten müssen, ist ein wirt­schaftlicher Betrieb der Betten beziehungsweise Rehabilitationsplätze nicht mehr möglich“, so van den Heuvel.

Waren die Tagessätze der Krankenkassen bereits vor Corona in weiten Teilen nicht kostendeckend, seien sie angesichts der Inflation nicht einmal mehr ansatzweise auskömmlich. Da die Coronapandemie die Rücklagen der Einrichtungen aufgezehrt habe, seien keine Reserven mehr vorhanden, um Defizite auch nur vorübergehend auszugleichen.

„Schon die wirtschaftlichen Herausforderungen der Pandemie haben die Geriatrien zum Teil überfordert“, so van den Heuvel. „Corona plus Inflation plus Energiepreissteigerungen sind ohne Hilfe eine toxische Kombination.“

Vor diesem Hintergrund hat der Bundesverband Geriatrie sowohl für Krankenhäuser als auch für Rehabilita­tions­einrichtungen eine zügig einzuführende Kombination aus Hygienezuschlägen und Inflationsausgleich gefordert.

hil/sb

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