Fakultäten wollen Medizinstudierende stärker wissenschaftsorientiert ausbilden
Berlin – Der Medizinische Fakultätentag (MFT) will die Vermittlung von Wissenschaftskompetenz im Studium weiter ausbauen. Medizinstudierende sollen dazu stärker auch praktisch an wissenschaftliches Arbeiten herangeführt werden, um den steigenden Bedarf an wissenschaftlicher Qualifikation auf allen ärztlichen Karrierestufen zu decken und dem zunehmend spürbaren Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs in der klinischen und theoretischen Medizin entgegenzuwirken. Das sagte MFT-Vizepräsident Matthias Frosch dem Deutschen Ärzteblatt.
Die Vertreter der Medizinischen Fakultäten in Deutschland beschäftigten sich heute am zweiten Tag des 78. Ordentlichen Medizinischen Fakultätentages in Hamburg mit der Weiterentwicklung des Medizinstudiums. Dabei waren sie der Ansicht, dass sich erforderliche Änderungen der Curricula schon jetzt ohne Änderung der Ärztlichen Approbationsordnung herbeiführen ließen und teilweise bereits an einzelnen Standorten mit Regel- und Modellstudiengängen umgesetzt würden.
Nach Ansicht des MFT sollen die Vermittlung von Wissenschaftskompetenz und die Ausbildung zum wissenschaftlichen Arbeiten im Studium künftig auf zwei aufeinander aufbauenden Ebenen in den Curricula verankert werden: Erstens soll in Lehrveranstaltungen der vorklinischen und klinisch-theoretischen Fächer die Methodenkompetenz für grundlagenorientierte, krankheitsorientierte oder patientenorientierte Forschung vermittelt werden.
Seminare und Praktika sollen so (re-)organisiert und inhaltlich ausgerichtet werden, dass die Studierenden in der Lage sind, vorhandene wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse auf praktische medizinische Probleme anzuwenden. Auf diese Weise sollen sie die wissenschaftlich-methodischen Grundlagen vermittelt bekommen, die sie für Forschungsarbeiten, die Promotion und das lebenslange Lernen benötigen. Zusätzlich sollen nach Ansicht der Dekane Wissenschaftstheorie, systematische Literatursuche und wissenschaftliches Lesen und Schreiben gelehrt werden.
Münden soll diese Ausbildung in einem zweiten Schritt in der Anfertigung einer Forschungs- oder Projektarbeit. Damit unterstützt der MFT die Empfehlungen des Wissenschaftsrates, eine Forschungsarbeit zum festen Bestandteil des Medizinstudiums zu machen. Wenn Studierende keine Promotion anstreben, sollen sie zumindest eine Projektarbeit als Element einer wissenschaftlichen Ausbildung anfertigen und damit ihre Befähigung zur selbständigen Problemlösung mit wissenschaftlichen Methoden nachweisen.
Auch die medizinische Promotion will der MFT aufwerten. Im vergangenen Frühjahr hatte sich das Gremium bereits ausführlich zur Weiterentwicklung der Promotion in der Medizin geäußert und festgestellt, dass die medizinische Promotion ein wichtiges Instrument zum Erwerb der Wissenschaftskompetenz ist. Zur Qualitätssicherung hatte der MFT in Übereinstimmung mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2010) und dem Wissenschaftsrat (2011) die Einführung strukturierter Promotionsprogramme gefordert, zu deren Bestandteil die wissenschaftliche Ausbildung in Form theoretischer Lehrveranstaltungen und Trainingsprogramme gehört.
Im Zuge des „Masterplans Medizinstudium 2020“ soll ebenfalls die Vermittlung wissenschaftlicher Kompetenzen im Curriculum des Medizinstudiums verankert werden. Das jetzt vorgelegte Positionspapier des MFT will den Rahmen für die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Ausbildung im Medizinstudium und für eine novellierte Aus-bildungsordnung setzen. Dabei betonen die Fakultäten, dass die individuell erworbene Wissenschaftskompetenz nur durch die Medizinischen Fakultäten festgestellt werden kann. Eine Staatsprüfung mit MC-Fragen erscheint den Dekanen hierfür wenig geeignet.
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