Vermischtes

FDA genehmigt Verkauf des ersten Tabakerhitzers

  • Mittwoch, 8. Mai 2019
In Deutschland wirbt Philip Morris für seinen Tabakerhitzer IQOS mit dem Slogan „3 Millionen Raucher weltweit haben gewechselt. Wann wechselst du?“/Eberhard Hahne
Philip Morris hat IQOS Ende Mai 2017 in Deutschland eingeführt. Pro Monat werden durchschnittlich etwa 30 Millionen HEETS-Sticks in der Bundesrepublik verkauft - mit stark steigender Tendenz. /Eberhard Hahne

Gräfelfing/Heidelberg – Nach Prüfung der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA wurde der elektronische Tabakerhitzer IQOS von Philip Morris International (PMI) für den Verkauf in den USA genehmigt. In Deutschland verkauft der Tabakkonzern den Tabakerhitzer be­reits seit fast zwei Jahren.

Die FDA hat IQOS in den USA im Rahmen der „premarket tobacco product application (PTMA)“ zugelassen, die für neue Tabakprodukte prüft, wie sie sich auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken. „IQOS wurde unter anderem deswegen als neues Tabakprodukt im Rahmen der PTMA zugelassen, weil das Produkt weniger von manchen Schadstoffen produziert als herkömmliche Zigaretten“, erklärte die Leiterin der Stabsstelle Krebsprä­ven­­tion Ute Mons. Das bestätigte auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Untersuchung.

Die neuen Tabakerhitzer seien aber dennoch als mutagen einzustufen, betonte Studien­lei­ter Frank Henkler-Stephani vom BfR damals. Mons weist darauf hin, dass bislang nicht eindeutig geklärt sei, inwieweit IQOS auch mit einem reduzierten Gesundheitsrisiko ein­hergehe.

Auch die FDA betone, dass sie noch keine Entscheidung getroffen habe bezüglich des An­trags von Philip Morris, IQOS als sogenanntes; „Modified Risk Tobacco Product“ (Tabak­produkt mit modifiziertem Risiko) zuzulassen. „Es ist Philip Morris daher nicht erlaubt, ihr Produkt als weniger schädlich zu bewerben“, erklärte die Expertin vom Deutschen Krebs­forschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

IQOS darf nun in den USA zwar als „erhitzter Tabak“ bezeichnet werden, ist regulatorisch aber herkömmlichen Zigaretten gleichgestellt. Damit gelten für das Produkt dieselben Werbe- und Abgabebeschränkungen wie für Zigaretten, sagte Mons und nennt als Bei­spiele etwa das Werbeverbot im Fernsehen und Radio und das Abgabeverbot an Jugend­liche.

Darüber hinaus zählt sie weitere Regularien auf, beispielsweise Werbebeschränkungen für soziale Medien, zudem müsse sich die Werbung an Erwachsenen richten. „De facto wird IQOS daher letztlich strenger reguliert als herkömmliche Tabakprodukte. Vor dem Hintergrund des Jugendschutzes ist dieser Ansatz durchaus zu begrüßen“, sagte Mons dem Deutschen Ärzteblatt auf Anfrage.

Von einem „historischen Meilenstein“, spricht der Vorstandsvorsitzende von PMI, André Calantzopoulos die Entscheidung der FDA. Auch Markus Essing, Managing Director bei Philip Morris Deutschland, begrüßt die aktuelle Entwicklung in den USA: „Die Entschei­dung der FDA ist richtungsweisend für Deutschland. Die USA sind damit das erste Land der Welt, das einen bahnbrechenden Schritt tut, um nicht brennbare Tabakerhitzungs­produkte von brennbaren konventionellen Zigaretten zu unterscheiden und eigens und streng zu regulieren. “

In Deutschland sind Tabakerhitzer längst im Verkauf

Im Gegensatz zu den USA, kann Phillip Morris seinen Tabakerhitzer IQOS in Deutschland bereits seit fast zwei Jahren verkaufen. Denn einer Zulassung bedurfte es hierzulande nicht. Zwischenzeitlich wurde mit der Tabakproduktrichtlinie aber ein Zulassungsverfahren für neuartige Tabakprodukte eingeführt. Die erste Zwischenbilanz stellte Essing Ende 2018 in Hamburg vor.

Demnach konnte der Tabakkonzern eineinhalb Jahre nach Markteinführung des Tabaker­hitzers IQOS in Deutschland bereits weit mehr als 100.000 Nutzer zählen. In ausgewähl­ten Fokusstädten erzielt Philip Morris mit den dazugehörigen Tabaksticks eine Markt­durchdringung von 2,1 Prozent.

Das derzeit viel diskutierte umfassende Tabakwerbeverbot lehnen die Tabakkonzerne Philip Morris und Reemtsma weiterhin entschieden ab. Denn ein Verbot der Werbung komme einem Innovationsverbot gleich, erklärte der Vorstandssprecher von Reemtsma, Michael Kaib.

Die Union hatte angekündigt, das internationale Abkommen der Weltgesundheitsorga­nisa­tion (WHO) zum Tabakwerbeverbot nach langjähriger Debatte umzusetzen. Dieses sieht das Verbot von Plakatwerbung und eine Einschränkung der Kinowerbung für Tabak­produkte vor. E-Zigaretten und womöglich auch Tabakerhitzer sollen aber ausgenommen werden.

Gegen diese Einschränkung des Werbeverbots hatte sich der Präsident der Bundesärzte­kammer, Frank Ulrich Montgomery, ausgesprochen, es sollten auch E-Zigaretten und Ta­bak­erhitzer erfasst werden. Notwendig sei ein umfassendes Werbeverbot für alle Rauch­produkte.

Die DKFZ-Expertin Mons vermutet, dass Philip Morris von diesem Modell, das E-Ziga­retten und Tabakerhitzer ausspart, doppelt profitieren könnte: „Zum einen hätten sie als Marktführer auf dem Zigarettenmarkt (mit Marlboro) einen Vorteil bei einem Zigaretten­werbeverbot, weil es hierdurch für Mitbewerber schwieriger werden würde Marlboro Marktanteile abzunehmen. Zum anderen könnten sie weiterhin aggressiv IQOS vermark­ten.“

Tatsächlich hat die Vermarktung von IQOS erst kürzlich eine neue Ebene erreicht. Denn PMI steigt jetzt auch in die Branche der Lebensversicherungen ein. Besonders hohe Rabatte auf monatliche Prämien erhalten versicherte Raucher, die auf IQOS umsteigen. Wer hingegen auf andere E-Zigaretten umsteigt, kann durchschnittlich nur ein Zehntel des Rabatts geltend machen (2,5 versus 25 Prozent). Auch Mons ist überzeugt, dass PMI damit eine „ganz neue Marketingstrategie für sein neues Produkt entwickelt hat.“

gie

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