Fitnessarmbänder messen Kalorienverbrauch nur ungenau

Stanford – Fitnesstracker werben damit, die Herzfrequenz und verbrauchte Kalorien zu messen. Während die Wearables beim Puls einen realistischen Wert anzeigen, sollten sich Sportler auf die Kalorienanzeige besser nicht verlassen. Von sieben Geräten lag selbst noch das mit der genauesten Kalorienangabe mindestens 27 Prozent daneben. Aus diesen Daten sollten weder der Ärzte noch der Benutzer Schlussfolgerungen ableiten, warnen die Autoren einer Studie, die im Journal of Personalized Medicine publiziert wurde (2017; doi: 10.1101/094862).
60 Freiwillige testeten sieben Wearables beim Sport auf Laufbändern, Fitnessfahrrädern und im Sitzen: Apple Watch, Basis Peak, Fitbit Surge, Microsoft Band, Mio Alpha 2, PulseOn und Samsung Gear S2.
Das Ergebnis brachte große Unterschiede bei der Messgenauigkeit zutage. Sechs der sieben Wearables wichen bei der Herzfrequenz um weniger als fünf Prozent vom korrekten Wert ab. Die durchschnittliche Fehlerquote bei der Herzfrequenz – sämtliche Aktivitätstests auf Fahrrad und Laufband eingeschlossen – lag bei der Apple Watch mit 2,0 Prozent am niedrigsten und beim Samsunggerät mit 6,8 Prozent am höchsten.
Hingegen lag die Fehlerquote bei den angeblich verbrauchten Kalorien mindestens 27,4 Prozent daneben (Fitbit Surge). Die von PulseOn angezeigten Kalorienwerte wichen sogar um 92,6 Prozent vom realen Verbrauch ab. Zwischen Laufen und Rennen zeigte sich ein ähnlicher durchschnittlicher Messfehler von etwa 31 Prozent, im Sitzen stieg er jedoch an auf 52,4 Prozent. Da das Samsung Gear S2 und Mio Alpha 2 keine minutengenaue Auswertung des Kalorienverbrauchs zuließen, wurden diese beiden Geräte nicht ausgewertet.
Als Goldstandard diente ein Elektrokardiograf für die Herzfrequenz. Mit einem Gerät, das den Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid-Gehalt im Atem erfasste, legten die Autoren von der Stanford University den tatsächlichen Kalorienverbrauch fest. Während die übrigen fünf Fitnesstracker den Energieverbrauch beim Sitzen, Laufen und Radfahren eher unterschätzten, lagen die Werte bei anstrengenderem Sport, wie dem Joggen tendenziell zu hoch, teilt Erstautorin Anna Shcherbina dem Deutschen Ärzteblatt mit.
Shcherbina geht davon aus, dass die Algorithmen für den Kalorienverbrauch individuelle Besonderheiten der Nutzer nicht ausreichend berücksichtigen. Wie viel Kalorien eine Person beim Sport verbrennt, sei jedoch von verschiedenen Faktoren abhängig. Entscheidend seien unter anderem das Fitnesslevel, die Größe und das Gewicht.
Unter den 60 Testpersonen war die Fehlerquote beispielsweise bei Männern größer als bei Frauen. Ebenfalls stärkere Abweichungen vom Goldstandard beobachteten Shcherbina und ihr Team bei Menschen mit einem höheren Body Mass Index und dunkler Hautfarbe. Die Ergebnisse beim Fahrradfahren entsprachen zudem eher der Realität als beim Laufen.
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