Flüchtlinge in Sizilien fliehen aus überfüllter Quarantäneeinrichtung

Rom – Dutzende Flüchtlinge sind gestern in Sizilien aus ihrer Coronaquarantäne in einem überfüllten, fensterlosen Zelt geflohen. Das Innenministerium teilte mit, die meisten der Flüchtigen seien gefunden worden. Bei keinem der bisher Getesteten wurde demnach das Coronavirus SARS-CoV-2 entdeckt.
Nach Zeitungsberichten befanden sich in dem für einhundert Menschen ausgelegten Zelt im sizilianischen Porto Empedocle mehr als 500 Flüchtlinge, die dort eine 14-tägige Quarantäne absitzen sollten. Bereits am vergangenen Sonntag waren fast 200 Migranten aus einer anderen Einrichtung geflohen.
Die Bürgermeisterin von Porto Empedocle Ida Carmina verurteilte die unmenschlichen Bedingungen und forderte die Regierung und die Europäische Kommission zum Handeln auf.
Außenminister Luigi Di Maio kritisierte auf Facebook den Verstoß gegen die Quarantäne. Es sei „unvorstellbar“, dass jemand die Quarantänebestimmungen missachtet. „Migranten oder nicht“, es handle sich um eine Frage der öffentlichen Gesundheit. „Das Virus ist nicht verschwunden"“, fügte er hinzu.
Nach Angaben von di Maio sind 125 der 184 am Sonntag ausgebrochenen Flüchtlinge bislang von der Polizei wiedergefunden worden. Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese kündigte an, die Regierung werde „in den nächsten Tagen“ ein Marineschiff zu einer Quarantäneeinrichtung für Migranten umfunktionieren.
Bei einem Treffen mit dem tunesischen Präsidenten Kais Saied und dem vergangene Woche ernannten neuen Regierungschef Hichem Mechichi äußerte sie außerdem die „starke italienische Sorge“ über die steigenden Zahlen von Migranten aus Tunesien.
Die tunesische Wirtschaft ist durch die Coronamaßnahmen schwer getroffen, es gibt hohe Arbeitslosigkeit und politische Turbulenzen. Von 11.191 Flüchtlingen, die seit dem 24. Juli in Italien angekommen sind, starteten mehr als 5.200 aus Tunesien, fast 4.000 sind tunesische Staatsbürger.
In Sizilien hat die steigende Zahl an ankommenden Migranten jüngst zu Protesten geführt, vor allem nachdem einige positiv auf das Coronavirus getestet worden waren.
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