Flüchtlingsunterkünfte: Empfehlungen zu Prävention und Management von COVID-19

Berlin – Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat „Empfehlungen für Gesundheitsämter zu Prävention und Management von COVID-19-Erkrankungen in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften für Schutzsuchende“ auf seiner Internetseite veröffentlicht.
„Das Übertragungsrisiko virusbedingter Erkrankungen der Atemwege ist in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften besonders hoch, da hier viele Menschen auf engem Raum zusammen leben und Wohn-, Küchen-, Ess- und Sanitärräume gemeinsam nutzen“, warnen die RKI-Wissenschaftler darin.
„Grundsätzlich gelten für schutzsuchende Menschen die allgemeinen Standards für die Prävention und das Ausbruchsmanagement des RKI“, stellen die Autoren der Empfehlungen klar. Zudem müssten die rechtlichen Kontaktbeschränkungen, die als Maßnahmen gegen eine Ausbreitung der COVID-19-Pandemie in Deutschland gelten, für Menschen in den Einrichtungen umsetzbar sein.
Die RKI-Epidemiologen empfehlen daher, dass das zuständige Gesundheitsamt bereits vor dem Auftreten eines Falls vorsorglich Maßnahmen mit dem jeweiligen Betreiber bespricht.
„Die notwendige räumliche Trennung von a) labordiagnostisch bestätigten Fällen, b) Kontakten und Verdachtsfällen sowie c) Nicht-Fällen muss im Vorfeld gut vorbereitet sein, um eine Quarantäne der gesamten Einrichtung oder größerer Gruppen zu vermeiden“, heißt es in der Empfehlung.
Sehr wichtig sei zudem, die Menschen zu COVID-19 sowie über die aktuellen Hygiene und Schutz-Empfehlungen zu informieren. „Bewohner und Personal müssen präventiv umfassend in geeigneter Weise über die Erkrankung, allgemeine Schutzmaßnahmen und Verhalten im Erkrankungsfall aufgeklärt werden“, so die RKI-Autoren. Informationen dienten der Vorbeugung von Ängsten, Unsicherheiten und Missverständnissen und ermöglichten gezielte Prävention.
Kritik kam von den Grünen im Bundestag. Für Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Gesundheitspolitik, und Filiz Polat, Sprecherin für Migration und Integration der Fraktion, kommen die Empfehlungen zum einen zu spät. Man warte „seit Monaten“ darauf, sagten sie.
Kritik übten sie zudem daran, dass die Empfehlungen im Vergleich zum zunächst vorgelegten Entwurf verwässert worden seien. Warum das geschehen sei, sei „unklar“, sagten sie. Fest stehe aber, dass es beim Infektionsschutz keine doppelten Standards geben dürfe.
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