Freie Berufe wehren sich gegen Finanzinvestoren

Berlin – Die Verbände der Freien Berufe wehren sich mit einer gemeinsamen Erklärung gegen einen wachsenden Einfluss von internationalen Finanzinvestoren auf ihre Berufe.
„Fremdbesitz muss klar ausgeschlossen werden – damit die Unabhängigkeit freier Berufe gewahrt und ihre Gemeinwohlverpflichtung gestärkt wird“, heißt es in der Erklärung, die auch die Bundesärztekammer (BÄK) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) unterzeichnet haben.
„Die Freien Berufe sind kein Kapitalmarkt. Ihr größtes Kapital sind Kompetenz, Ethik und Verantwortung“, so die Verbände. Digitalisierung, Innovation und moderne Infrastruktur ließen sich über bewährte Finanzierungswege – etwa Bankkredite oder Förderprogramme – realisieren. „Es gibt keinen Kapitalbedarf, der Fremdbesitz rechtfertigen würde“, betonen sie.
Freie Berufe handelten im Interesse der Menschen – nicht im Interesse von Renditeerwartungen. „Wenn Kapitalgeber Einfluss nehmen, droht ein gefährlicher Zielkonflikt: kurzfristiger Gewinn statt langfristiger Qualität. Das Fremdbesitzverbot sichert Qualität, Eigenverantwortung und Integrität – und damit die Werte, auf denen das Vertrauen in die Freien Berufe ruht“, heißt es in der Erklärung.
Wo wirtschaftliche Interessen über fachliche Verantwortung gestellt würden, verliere hingegen das Gemeinwohl, so ihre Warnung. Der 125. Deutsche Ärztetag hatte sich bereits 2021 mit großer Mehrheit für ein Fremdbesitzverbot für Arztpraxen und Medizinische Versorgungszentren (MVZ) ausgesprochen.
Anfang 2023 hat die BÄK ein Positionspapier zur Begrenzung der MVZ-Übernahme durch fachfremde Finanzinvestoren vorgestellt.
In einer Ergänzung des Papiers vom April 2023 fordert die BÄK, die Unabhängigkeit ärztlicher Entscheidungen gegenüber kommerziellen Fehlanreizen strukturell besser abzusichern, einer Fokussierung des Versorgungsangebotes auf besonders lukrative Leistungen entgegenzuwirken und die aus Solidarbeiträgen aufgebrachten Mittel für die Patientenversorgung vor einem Abfluss in internationale Finanzmärkte zu schützen.
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