Früherkennung psychischer Erkrankungen durch Vernetzung verbessern
Berlin – Früh erkannt lassen sich viele psychische Erkrankungen oder ein Burnout gut behandeln. Auch vorbeugende Maßnahmen sind möglich, wenn Lebensumstände oder Arbeitsumfeld auf ein erhöhtes Krankheitsrisiko hindeuten. Darauf hat der Spitzenverband ZNS (SPIZ) hingewiesen. „Eine gute Früherkennung gelingt aber nur interdisziplinär. Dafür ist es notwendig, dass Psychiater, Neurologen und Nervenärzte mit Hausärzten eng zusammenarbeiten“, sagte der der Vorsitzender des SPIZ, Frank Bergmann, auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN) in Berlin.
Hausärzte seien zum Beispiel oft die ersten Ansprechpartner, wenn Patienten beruflich überlastet sind. Sie könnten als Weichensteller eine psychiatrische oder nervenärztliche Abklärung empfehlen. Zeitnahes Eingreifen könne ein Burnout verhindern. „Wir haben heute Möglichkeiten zur Prävention berufsbedingter psychischer Erkrankungen. Nur wissen die Betroffenen das oft noch nicht. Hier sind die Hausärzte als erster Ansprechpartner gefragt. Positiv ist, dass sowohl in der Ärzteschaft als auch in der Bevölkerung die zunehmende Bedeutung des Themas erkannt wird“, so Bergmann.
Auch bei Demenz ist die enge Zusammenarbeit laut SPIZ entscheidend: „Wenn wir die Demenz früh erkennen, können wir heute durch eine antidementive Therapie und gegebenenfalls begleitende Maßnahmen den Verlauf der Demenz verlangsamen“, so Bergmann. Außerdem gebe es behandelbare Erkrankungen, deren Symptome einer Demenz ähnelten, zum Beispiel ein zu hoher Hirndruck durch eine Abflussstörung des Liquors.
Es sei wichtig, diese behandelbaren Erkrankungen auszuschließen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist laut Bergmann, dass Patienten bei einer frühzeitigen Diagnose oft noch ihre Angelegenheiten selbst bestimmt regeln können, zum Beispiel eine Vorsorgevollmacht erteilen.
„Die Praxis zeigt, dass eine Vernetzung der Arztgruppen für Prävention und Früherkennung notwendig ist“, betonte Bergmann. Der SPIZ regt daher gemeinsame Fortbildungen, Qualitätszirkel und die Zusammenarbeit in Ärztenetzen vor Ort an.
Im weiteren Rahmen sollte die Kooperation auch andere Berufsgruppen wie Sozialarbeiter, Psychotherapeuten und Ergotherapeuten umfassen. Eine Möglichkeit für die regionale Zusammenarbeit über Sektorengrenzen hinweg böten Integrierte Versorgungsverträgen, die in einigen Versorgungsregionen für bestimmte Erkrankungen bereits existierten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: