Gehle: Mehr finanzielle Mittel für ärztliche Weiterbildung nötig

Düsseldorf – Für eine vernünftige Finanzierung der ärztlichen Weiterbildung bräuchte es rund zwei Milliarden Euro an Steuermitteln, erklärte Johannes Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) und Co-Vorsitzender der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer (BÄK). Das habe er mit seinem Kollegen und Co-Vorsitzenden Henrik Herrmann errechnet, erklärte Gehle gestern auf dem Deutschen Krankenhaustag.
Diese Mittel könnten Skill-Labs, Train-the-Trainer-Seminare oder andere Tätigkeiten in der Weiterbildung entsprechend refinanzieren. Diese hätten einen deutlichen Mehrwert für die Weiterzubildenden. Derzeit gebe es die Angebote aber noch kaum, weil es als Argument oft heiße, „der arme Weiterzubildende muss das dann kaufen“, bemängelte Gehle. „Das hemmt die Modernisierung der Weiterbildung.“
Das Geld müsse stattdessen qualitätsorientiert an die Weiterbildung geknüpft und durch die Landesärztekammern verteilt werden, lautete Gehles Vorschlag. Vorbild sei hier die Schweiz. „Hier hat jeder Weiterzubildende einen Rucksack, den er mitnimmt und weitergibt“, sagte Gehle. Dies könne man auch hierzulande realisieren.
Früher hieß es oft: „Die Weiterbildung ist ein Nebenprodukt ärztlicher Tätigkeit.“ Das sei in der heutigen Zeit nicht mehr adäquat, sagte Gehle. Es brauche gleiche tarifliche Bedingungen im ambulanten als auch stationären Bereich. Wenn Weiterzubildende zudem gleiche Tätigkeiten übernehmen würden wie Fachärzte, müsste dies gleich bezahlt werden, forderte Gehle.
Er sprach sich zudem dafür aus, dass sich die Akteure im Gesundheitswesen mit den Krankenhausleitungen absprechen sollten, um ein Konzept zu erarbeiten, wie Weiterbildung im Zuge der Krankenhausreform vernünftig abgebildet werden könnte. Denn es brauche hier regionale und trägerübergreifende Lösungen, um die Weiterbildung in Zukunft gut organisieren zu können.
Auch Sonja Mathes, Vorsitzende des Sprecherrates für Ärzte in Weiterbildung beim Marburger Bund (MB) und Ärztin in Weiterbildung in der Dermatologie, betonte die verstärkte Notwendigkeit von Rotationen, wenn sich Weiterbefugnisse ändern werden.
Die Weiterbildung sei jetzt schon in der Praxis zudem häufig anders als auf dem Papier und hänge oft sehr an Einzelpersonen, so Mathes. Sie würde deshalb eine systematische, groß angelegte Feedbackstruktur begrüßen, die auch in finanzielle Mittel übersetzt werden könnte. Dann gebe es einen echten Anreiz für gute Weiterbildung, sagte die Ärztin in Weiterbildung.
Die Krankenhausreform sei derzeit das „große Gespenst im Raum“. Niemand wisse genau, welche Auswirkungen die Reform auf die Weiterbildung haben werde, sagte Mathes. Dies führe zu großen Unsicherheiten bei Medizinstudierenden und Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung, die sich überlegen müssten, wie sie ihr künftiges Berufsleben gestalten wollen und auch wie sie damit ihre Familienplanung vereinbaren können.
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