Politik

Gematik zeigt sich offen für Terminvergabe über elektronische Patientenakte

  • Donnerstag, 20. November 2025
/Suriyo, stock.adobe.com
/Suriyo, stock.adobe.com

Berlin – Die Gematik ist offen dafür, die Terminvergabe im Rahmen eines Primärarztsystems künftig über die elektronische Patientenakte (ePA) zu steuern. Das erklärte Lena Dimde, Product Owner der ePA bei der Gematik, gestern in Berlin.

Die ePA leide noch zu sehr an mangelnder Praktikabilität und Kleinteiligkeit, hatte zuvor Annette Rennert, Hausärztin aus Dortmund, kritisiert. „Die Vision ist für mich, dass wir an die Plattform weitere Module andocken können“, erklärte sie. Ziel müsse „ein einziges großes Portal sein, an das alle Akteure angebunden sind.“ Dazu gehöre in Zukunft auch die Terminvergabe im Rahmen eines von der Bundesregierung geplanten Primärarztsystems.

Dem stimme sie voll zu, betonte Dimde. Die derzeitige Zersplitterung der Anwendungen und Nutzenden sei eines der größten Probleme der ePA. Auch die Integration der Terminvergabe in die ePA sei künftig denkbar.

Dafür plädierte auch Erkan Ertan, Leiter der Geschäftsstelle des Patientenbeauftragten der Bundesregierung. Private Anbieter würden diese Lücke bereits füllen. Es sei besser, so etwas staatlich anzugehen, als es Unternehmen mit Profitinteresse zu überlassen.

Auch auf Kassenseite herrscht großes Interesse daran, die Funktionalitäten der ePA auszubauen. So sollten künftig auch mehr kassenbezogene Dienste angedockt werden, forderte Robert Leitl, Verwaltungsratsvorsitzender der BIG direkt und Mitglied des Beirats der Gematik. Die Kassen sollten die ePA-Daten auch für präventive Angebote nutzen dürfen.

Der Vorstandsvorsitzende des ikk e.V., Hans Peter Wollseifer, kritisierte demgegenüber, dass die gesetzliche Krankenversicherung die ePA zwar zu 80 Prozent finanzieren müsse, jedoch noch zu wenig Mitbestimmungsrecht bei ihrer Weiterentwicklung habe.

„Wir wollen nicht nur der Finanzierer der Digitalisierung sein, sondern Mitgestalter einer modernen, datenbasierten Versorgung“, sagte er. Dabei würde die ePA den Kassen zahlreiche Möglichkeiten eröffnen, Versorgungslücken früher zu erkennen, Präventionsangebote gezielt zu steuern und Versicherte aktiver in die Versorgungssteuerung einzubeziehen.

Dimde warb angesichts all der Möglichkeiten und Bedürfnisse für Verständnis. Die Gematik „kann nicht unbegrenzt Spezifikationen schreiben“, betonte sie. In jedem ihrer Bereiche würden hoch spezialisierte Fachkräfte benötigt, von denen es nur wenige gebe.

„Es liegt an vielen Stellen nicht daran, dass wir nicht wollen, sondern daran, dass wir gewissen Limitationen unterlegen sind“, beteuerte Dimde. Allerdings würden Probleme in der öffentlichen Debatte oft auch drastischer dargestellt als sie sind. So seien die Probleme mit den Primärsystemherstellern nicht so umfassend, wie oft berichtet werde.

„Reibungsverluste werden wir immer haben, aber an diesen Problemen wird konstruktiv gearbeitet“, betonte sie. „Wir haben das Gefühl, dass sich der Wind bei der Industrie gedreht hat.“

lau

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung