General neuer Gesundheitsminister in Brasilien

Brasília – Der General Eduardo Pazuello führt das brasilianische Gesundheitsministerium nun auch offiziell übergangsweise. Das „Diário Oficial da União“ veröffentlichte gestern ein entsprechendes Dekret mit der Benennung durch Jair Bolsonaro. Der Präsident hat in der Pandemie bereits zwei Gesundheitsminister im Streit über den Umgang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 verschlissen.
Nachdem zuletzt Nelson Teich zurückgetreten war, weil er mit dem Einsatz des umstrittenen Malariamittels Cloroquin in der COVID-19-Behandlung nicht einverstanden war, übernahm Logistikspezialist Pazuello schon für fast 20 Tage dessen Aufgaben.
In dieser Zeit empfahl die Regierung den Einsatz von Cloroquin bei mit dem Coronavirus infizierten Patienten in einem aktualisierten Leitfaden für Ärzte.
General Pazuello hatte an der Spitze der „Operação Acolhida“ zur Bewältigung der venezolanischen Flüchtlingskrise im Bundesstaat Roraima gestanden. Bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Rio koordinierte er die Logistik des Militärs.
Bolsonaro sagte, er gehe davon aus, dass Pazuello „lange Zeit“ an der Spitze des Ministeriums stehen wird. „Er ist ein erstklassiger Manager.“ Seit vergangenem Monat sind nach einem Bericht der Zeitung Estado de S. Paulo 20 Posten des Gesundheitsministeriums durch Militärs besetzt worden.
Unterdessen hat Brasilien binnen eines Tages 1.349 Tote im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. Dies geht aus den Daten des Gesundheitsministeriums in Brasília von gestern Abend hervor.
Es ist der zweite Tag hintereinander, an dem Brasilien einen Negativrekord bei den Coronatoten verzeichnet. Vorgestern hatte das größte Land in Lateinamerika 1.262 Tote vermeldet und die Marke von 30.000 Toten durchbrochen. Das Ministerium meldete auch 28.633 Neuinfektionen, insgesamt lag die Zahl der Infizierten bei 584.016.
Nach den Daten der US-Universität Johns Hopkins rangiert Brasilien bei der Zahl der Todesopfer damit weiter auf Platz vier, bei der Zahl der Infizierten auf Platz zwei der am schwersten betroffenen Länder hinter den USA.
Die tatsächliche Zahl dürfte in Brasilien unter anderem wegen fehlender Tests und noch nicht ausgewerteter Laborergebnisse weit höher liegen. Wissenschaftliche Studien legen nahe, dass die Zahl der Infizierten mindestens sieben Mal höher ist als bislang bekannt.
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