Vermischtes

Gestreckte Krebsmittel: Apotheken­mitarbeiterin wiederholt Vorwürfe

  • Donnerstag, 7. Dezember 2017
Die Zeugin (3.v.l) betritt mit ihrem Anwalt am 6. Dezember 2017 den Essener Gerichtssaal. /dpa
Die Zeugin (3.v.l) betritt mit ihrem Anwalt am 6. Dezember 2017 den Essener Gerichtssaal. /dpa

Essen – Im Prozess um angeblich gestreckte Krebsmedikamente hat eine ehemalige Mitarbeiterin ihre schweren Anschuldigungen gegen den angeklagten Apotheker wiederholt. Die 55-Jährige berichtete gestern vor dem Essener Landgericht von eklatanten Hygienemängeln im Labor der Bottroper Apotheke. Außerdem erneuerte sie ihren Verdacht, dass dort Krebsmedikamente unterdosiert worden sind. So hätten beispielsweise hergestellte Antikörpertherapien nach einem Schütteln nicht aufge­schäumt, wie es eigentlich hätte sein müssen.

Die pharmazeutisch-technische Angestellte war im Oktober 2016 zur Polizei gegangen und hatte ein Krebsmedikament übergeben, in dem sich keinerlei Wirkstoff befunden haben soll. Damit hatte sie den bereits laufenden Ermittlungen gegen den Bottroper Apotheker neuen Schwung verliehen. Der 47-Jährige war einige Wochen später fest­genommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Zweifel an korrekter Dosierung

„Ich hatte Zweifel an der richtigen Dosierung der Medikamente“, sagte die Ex-Mitarbei­terin bei ihrer Zeugenvernehmung. Neben der fehlenden Schaumbildung sei ihr außerdem aufgefallen, dass bei einem knallroten Wirkstoff trotz angeblich gleicher Mengenangaben unterschiedliche Rottöne aufgetreten waren.

Die 55-Jährige war seit März 2015 in der Apotheke des Angeklagten angestellt. Nach ihren Angaben hat es jedoch nicht lange gedauert, bis ihr schwere Hygienemängel aufgefallen seien. So habe ihr Chef das Labor beispielsweise mit Straßenkleidung betreten, außerdem sei während der Herstellung der Medikamente häufig die Labortür geöffnet worden, was nicht den Vorschriften entsprochen habe. Außerdem habe es für die Reinigung nur einen „alten Wischmopp“ gegeben.

„Ich konnte am Ende nicht mehr zugucken und mir vorstellen, wie viele Menschen da zu Schaden kommen, die ihre letzte Hoffnung in die Therapie stecken“, sagte die Zeugin den Richtern. Deshalb sei sie zur Polizei gegangen. Ihr war nach der Durch­suchung und Schließung des Labors fristlos gekündigt worden.

Für die Weitergabe ihres Insiderwissens war die 55-jährige in der vergangenen Woche gemeinsam mit dem ehemaligen kaufmännischen Leiter der Bottroper Apotheke mit dem „Whistleblower-Preis“ der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und der IALANA, der Vereinigung für Friedensrecht, ausgezeichnet worden.

dpa

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