Gesundheitsämter suchen Psychiater und Psychotherapeuten

Berlin – Die Gesundheitsämter in Deutschland suchen dringend Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. „Es fehlen rund 500 Vollzeitkräfte“, sagte Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) heute.
Laut der Ärztestatistik der Bundesärztekammer arbeiteten Ende vergangenen Jahres 224 Fachärztinnen oder Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Nervenheilkunde oder für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in den Gesundheitsämtern. Sie sind dort überwiegend im „Sozialpsychiatrischen Dienst“ tätig.
Der BVÖGD bezieht sich bei seiner Berechnung auf ein Personalbemessungsinstrument des „Bundesweiten Netzwerk Sozialpsychiatrischer Dienste“. Das Netzwerk hat dieses Instrument nach eigenen Angaben in einem mehrjährigen Prozess auf der Basis empirischer Datenerhebungen entwickelt.
Danach benötigen die sozialpsychiatrischen Dienste rund 1,3 Facharztstellen pro 100.000 Einwohner, wenn sie sämtliche ihrer gesetzlichen Aufgaben erfüllen sollen. Das wären bezogen auf die 57.954.693 Einwohner der 13 Bundesländer mit Sozialpsychiatrischem Dienst am Gesundheitsamt laut dem BVÖGD rund 753 Vollzeitstellen.
„Die Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie verteilen sich im Augenblick nicht gleichmäßig über die Gesundheitsämter“, erläutert Matthias Albers aus dem Vorstand des BVÖGD. Sie seien auch bei Weitem nicht alle in Vollzeit tätig und außerdem in vielen Gesundheitsämtern in erheblichem Umfang mit Gutachten für den Amtsärztlichen Dienst beschäftigt statt mit sozialpsychiatrischen Aufgaben.
Diese Gutachtertätigkeit als Unterstützung für den Amtsärztlichen Dienst sei in dem Personalbemessungsinstrument des „Bundesweiten Netzwerk Sozialpsychiatrischer Dienste“ noch nicht berücksichtigt.
Es geht laut dem Verband aber nicht nur darum, die notwendigen Stellen in den Gesundheitsämtern zu schaffen – sie müssen auch besetzt werden. „Ohne einen arztspezifischen Tarifvertrag im Öffentlichen Gesundheitsdienst werden wir die Stellen nicht besetzten können. Das Nachsehen haben dann die Schwächsten in der Gesellschaft, die von allen Hilfen abgeschnitten ihrem Schicksal überlassen werden“, kritisiert Albers.
Psychisch kranke Menschen, die keinen Zugang zum Regelsystem der gesundheitlichen Versorgung finden, und deren Angehörigen ermöglicht der Sozialpsychiatrische Dienst den Zugang zu für sie passenden Hilfen.
Die Mitarbeitenden machen Hausbesuche, führen Kriseninterventionen durch, beraten, unterstützen und vermitteln in weiterführende Hilfen. Ihr Ziel ist dabei laut dem BVÖGD, Zwangsmaßnahmen zu vermeiden und den Betroffenen ein selbstbestimmtes Leben im gewohnten Lebensumfeld zu ermöglichen.
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