Gesundheitsversorgung: KV-Chef Ruppert will mehr „politische Ehrlichkeit“

Berlin – Mehr „politische Ehrlichkeit“ beim Thema Gesundheitsversorgung forderte heute Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (KV Berlin).
Im Zusammenhang mit den bestehenden Herausforderungen für die Praxen mache er sich „große Sorgen“, ob die kommenden gesundheitspolitischen Entscheidungen in die richtige Richtung laufen würden.
Ruppert verwies unter anderem auf Mängel in der Bedarfsplanung, die zur angespannten Versorgungslage in der Hauptstadt beitrügen. Insbesondere bei der Praxisnachbesetzung in strukturschwachen Gebieten habe man enorme Probleme. Allein im Ostteil Berlins seien weit mehr als 100 Hausarztsitze unbesetzt – trotz vielfältiger Fördermaßnahmen der KV.
Zusätzlich berge die Demografie „Fragen für die Zukunft“. Ein großer Teil der derzeit noch versorgenden Ärzteschaft nähere sich dem Ruhestand – zugleich gebe es mehr ältere Patientinnen und Patienten sowie einen Bevölkerungszuwachs.
Auf den Fachkräftemangel und die Bürokratie als weitere belastende Faktoren wies Christiane Wessel, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Berlin, hin. Sie mahnte eine „vernünftige Versorgungssteuerung“ an.
Bei der aktuellen Diskussion um die Umsetzung des im Koalitionsvertrages angekündigten Primärarztsystems brauche es „mehr Realismus“, warnte Ruppert. Wolle man einen zu befürchtenden Flaschenhals bei der Patientensteuerung vermeiden, müssten zwingend mehr Fachgruppen über die Hausärzte hinaus eingebunden werden. Unbedingt erforderlich seien zudem eine „völlig neue Bedarfsplanung“ sowie „informierte Patienten“.
Auch Wessel plädierte für eine Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung. Wenn über Terminprobleme diskutiert werde, gehörten dazu eben auch die Aspekte von eingeforderten Akutbehandlungen, die so nicht immer notwendig seien, und die hohe Anzahl von nicht wahrgenommenen Terminen.
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