Ausland

Getränkehersteller senken Zuckergehalt wegen neuer Steuer in Großbritannien

  • Dienstag, 27. März 2018
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Frankfurt am Main – Wegen einer anstehenden Steuer in Großbritannien hat eine Reihe von Herstellern schon im Vorfeld den Zuckergehalt in Getränken gesenkt. Wie die Verbraucherorganisation Foodwatch heute auf der Grundlage eigener Recherchen mitteilte, senkte etwa Coca-Cola den Zuckergehalt bei seinen Marken Fanta und Sprite für den britischen Markt von 6,9 auf 4,6 beziehungsweise von 6,6 auf 3,3 Gramm pro 100 Milliliter. Auch der Konzern Britvic, Branchenzweiter in Großbritannien, und weitere Hersteller wurden aktiv.

Großbritannien führt am 6. April eine Steuer auf stark gezuckerte Getränke ein, die von den Herstellern zu entrichten ist. Das Land hatte die Steuer im März 2016 angekündigt. Sie sieht Abgaben auf Getränke vor, die mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter enthalten, bei mehr als acht Gramm wird nochmal eine höhere Abgabe fällig. Zum Vergleich: In Deutschland enthalten Fanta und Sprite neun Gramm Zucker pro 100 Milliliter.

Zucker durch Süßstoffe ersetzt

Außer Coca-Cola und Britvic wurden auch der Orangina-Hersteller Lucozade Ribena Suntory und die Handelsunternehmen Lidl und Tesco mit Rezepturänderungen aktiv. Der Nestlé-Konzern kündigte an, dass drei seiner Limonaden ab April weniger als fünf Gramm Zucker enthalten werden. Foodwatch kritisierte allerdings, dass viele Hersteller den Zucker durch Süßstoffe ersetzten. Änderungen sollten aber darauf abzielen, den Süßgeschmack zu verringern, um der Gewöhnung bei jungen Menschen entgegen­zuwirken, forderte die Organisation.

„Das Beispiel Großbritannien zeigt: Herstellerabgaben auf Zuckergetränke entfalten eine deutliche Lenkungswirkung und können zu einer drastischen Zuckerreduktion führen“, erklärte Luise Molling von Foodwatch. Nun müsse auch die Bundesregierung hierzulande eine Herstellerabgabe auf überzuckerte Getränke einführen „sowie Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer befreien“, forderte die Verbraucherorganisation. Die Abgabe sollte zudem auch Süßstoffe umfassen. Ein hoher Zuckerkonsum und damit auch stark gezuckerte Getränke können Übergewicht und Diabetes vom Typ 2 fördern.

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) forderte heute ebenfalls ähnliche Maßnahme auch für Deutschland, um den hohen Softdrink-Konsum zu senken. „Wir dürfen nicht weiter zusehen, wie durch überzuckerte Produkte die Gesundheit unserer Kinder gefährdet wird. Und das gilt nicht nur für Softdrinks“, sagte Kinder-und Jugendarzt Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Er sieht die Politik gefordert. Projekte zu gesunder Ernährung in Schulen reichten in keiner Weise, um den riskanten Trend zu stoppen. „Wir brauchen Maßnahmen, die dauerhaft sind und die ganze Bevölkerung erreichen“, betonte er.

Die Experten fordern, in Deutschland den Mehrwertsteuersatz für Softdrinks von derzeit 19 Prozent auf 29 Prozent anzuheben. Für ungesunde Produkte, wie Fertigpizzas sollte der Satz auf 19 Prozent (statt heute 7 Prozent ) steigen. Im Gegenzug sollten dafür Obst und Gemüse (heute 7 Prozent) gänzlich von der Mehrwertsteuer befreit werden.

Weltweit ergreifen viele Industrieländer bereits politische Maßnahmen gegen Übergewicht. Doch in Deutschland scheitern diese laut DANK vor allem am Lobbyismus der Lebensmittelindustrie. Die neue Bundesregierung hat nun im Koalitionsvertrag eine „nationale Strategie zur Reduzierung von Übergewicht vor allem bei Kindern und Jugendlichen“ angekündigt. „Dazu müssen unbedingt steuerliche Maßnahmen gegen den hohen Softdrink-Konsum gehören“, sagte DANK-Sprecherin Barbara Bitzer.

afp/may

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