Ärzteschaft

Getrennte Versorgung von Corona- und normalen Patienten wichtig für Exit-Strategie

  • Mittwoch, 8. April 2020
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KBV

Berlin – Um zu verhindern, dass sich Risikopatienten mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren, sei es wichtig, dass deren Behandlung und die von Corona-Verdachtsfällen in den Praxen niedergelassener Ärzte weiterhin getrennt erfolge. Das sei auch mit Blick auf eine Rückkehr zum normalen Praxisbetrieb wichtig, erklärte der Vorstandsvorsitz­ende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (

), Andreas Gassen, heute in Berlin.

„Die Infektionszahlen sinken“, sagte Gassen. Inzwischen stecke ein Infizierter im Durch­schnitt einen weiteren Menschen an. Diese Rate sei zwar immer noch zu hoch. „Aber die Situation scheint sich zu verbessern“, betonte der KBV-Chef.

Vor diesem Hintergrund müsse man allmählich über eine Rückkehr zum Alltag nach­den­ken, ohne Erreichtes zu gefährden. „Die jetzigen Einschränkungen der persönlichen Frei­heit und des öffentlichen Lebens kann man nicht über Monate weiterführen“, meinte Gassen. Dabei müsse jedoch sichergestellt werden, dass insbesondere Risikopatienten ausreichend geschützt würden. Denkbar seien hier zum Beispiel Tracking-Apps auf dem Handy.

Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verringerung des Ansteckungsrisikos bleibe aber auch nach einer Beendigung des Shut-Downs die zweigliedrige Versorgung der Patienten in den Praxen, erklärte Gassens Vorstandskollege Stephan Hofmeister. Viele Praxen hätten inzwischen separate Infektionssprechstunden für Patienten mit Coronaverdacht eingeführt. Es gebe in allen Kassenärztlichen Vereinigungen separate Testzentren und zum Teil auch mobile Versorgungsteams, die Hausbesuche machten.

Schwerkranke meiden aus Angst vor Ansteckung die Praxen

Hofmeister warnte davor, dass Patienten aus Angst vor Ansteckung Praxen oder Notfall­am­bulanzen nicht mehr aufsuchten. Es bereite ihm Sorge, dass zum Beispiel die Zahl der­jenigen, die mit Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall die Bereitschafts­dienstpraxen oder Notfallambulanzen aufsuchten, stark zurückgegangen sei. Es dürfe nicht sein, dass sich Patienten nicht mehr in die Praxen trauten, sagte Hofmeister. Kranke Menschen könnten sicher sein, dass sie trotz Corona-Pandemie ausreichend medizinisch versorgt würden.

Ebenfalls Teil der zweigliedrigen Versorgung sei die deutliche Ausweitung des Angebots von Video- und Telefonsprechstunden, um Ansteckungsrisiken zu verringern, erklärte Gassen. Die Zahlen belegten, dass die Ärzte von den neuen Möglichkeiten, die auch finanziell gefördert würden, Gebrauch machten.

Während im Januar und Februar dieses Jahres 1.700 Ärzte einen Antrag auf Videosprech­stunden gestellt hätten, seien es im März 19.500 gewesen. Inzwischen hätten sich KBV und GKV-Spitzenverband zudem darauf geeinigt, dass auch Heilmitteltherapien per Vi­deo­sprechstunde angeboten werden könnten.

Eine Auswertung der Coronatests in 100 vertragsärztlichen Laboren habe ergeben, dass sich deren Zahl in der vergangenen Woche um 15 Prozent auf 332.000 erhöht habe, er­klärte der KBV-Vorstandsvorsitzende. Von diesen Tests seien rund 30.000 positiv ausge­fallen, ein Anteil von 9,2 Prozent. Die relativ niedrige Zahl an positiven Tests deutet nach Ansicht von Gassen darauf hin, dass die Dunkelziffer der Coronainfektionen in Deutsch­land relativ niedrig sein dürfte.

Zurzeit führten die Labore PCR-Tests durch, die hochspezifisch seien. Gassen warnte vor überzogenen Erwartungen an neue Antikörpertests. Diese seien häufig nicht SARS-CoV-2-spezifische und schlügen zudem erst 14 Tage nach Erkrankungsbeginn an.

Mit Blick auf den Mangel an Schutzausrüstung sagte Gassen, zwar seien die Liefer­men­gen, die aktuell in den Praxen verteilt würden, bei Weitem noch nicht ausreichend. Allein im ambulanten Bereich benötige man für ein halbes Jahr eine zweistellige Millionenzahl an FFP-2-Schutzmasken.

„Aber es wird besser“, sagte der KBV-Vorsitzende. Er warnte davor, angesichts des Man­gels solche Einmalprodukte wiederaufzubereiten. Das sei mit hygienischen Standards nicht zu vereinbaren.

HK

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