Gewalt gehört oft zum Pflegealltag

Köln – Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen, aber auch gegenüber Pflegemitarbeitern gehört einer Untersuchung zufolge offensichtlich zum Pflegealltag in Deutschland. In einer heute veröffentlichten Umfrage des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP) unter 400 Pflegefachkräften und -schülern gab fast jeder dritte Befragte an, dass Maßnahmen gegen den Willen von Patienten, Heimbewohnern und Pflegebedürftigen alltäglich seien. Jeder Zehnte erlebte in jüngerer Zeit konkrete Gewalterfahrungen.
Spätestens mit Bekanntwerden der Mordserie des Krankenpflegers Niels H. habe das Thema Gewalt in der Pflege „eine erschütternde und dringend notwendige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhalten“, erklärte Frank Weidner, DIP-Direktor und Leiter der Studie. Es handle sich dabei „um einen Fall außerordentlicher krimineller Energie“. Niels H. soll nach jüngsten Erkenntnissen über Jahre hinweg mindestens 90 Patienten an zwei niedersächsischen Kliniken getötet haben.
Aber auch die Ergebnisse der Studie zeigten, „dass es in Krankenhäusern, Altenheimen und in der ambulanten Versorgung endlich eine neue Kultur des Hinschauens und der Achtsamkeit geben muss“, erklärte Weidner. Zudem forderte der Pflegeexperte wirksame Angebote der Prävention und Aufarbeitung von Gewalterfahrungen in der Pflege.
Selbst in dem kleineren Teil an Institutionen, in denen es betriebliche Angebote zur Prävention und Aufarbeitung von Gewalterfahrungen gibt, bleiben der Studie zufolge konkrete Erfahrungen zumeist unbearbeitet. Auch entsprechende Bildungsangebote zum Erkennen von Frühsignalen gibt es demnach zu selten.
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