Ärzteschaft

Hausärzteverband will hausarztzentrierte Versorgung weiter ausbauen

  • Donnerstag, 26. September 2019
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Berlin – Der Deutsche Hausärzteverband (DHÄV) will die hausarztzentrierte Versorgung (HZV) weiter ausbauen und möglichst flächendeckend ausrollen. Das sei eine der Haupt­aufgaben des Verbandes in den nächsten Jahren, erklärte dessen Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt heute in Berlin zum Auftakt des 40. Deutschen Hausärztetages.

Ein freiwilliges Primärarztsystem mit Hausärzten als erste Anlaufstelle für medizinische Fragen stelle einen entscheidenden Ansatz zur Sicherstellung einer qualitativ hochwerti­gen Versorgung der Patienten dar. „Wir wollen eine bessere Koordination der Behandlung, damit Patienten an der optimalen Stelle weiterversorgt werden“, sagte Weigeldt.

Der Hausärzteverband verfüge inzwischen über elf Jahre Erfahrung mit der HZV. 16.000 Hausärzte und 5,4 Millionen Versicherte beteiligten sich freiwillig an den Hausarztverträ­gen. Dazu kämen noch einmal zwei Millionen Versicherte, die in Add-on-Verträge einge­schrieben seien, die nicht über die hausärztliche Vertragsgemeinschaft, sondern über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) abgerechnet würden.

„Das ist ein Trend, der weiter nach vorne geht“, betonte Weigeldt. Inzwischen sei die HZV nicht nur in den Kernländern Baden-Württemberg und Bayern ein bedeutender Versor­gungs­faktor. Sie breite sich auch in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Hamburg weiter aus. Entscheidend sei jedoch, dass die Hausärzte selbst die HZV-Verträge mit den Kran­ken­kassen vereinbarten.

Versuchen, diese Versorgungsform in die Regelversorgung durch die KVen zu überführen, erteilte Weigeldt eine Absage. Die HZV gehöre in die Hände der Hausärzte und dürfe nicht in den Mühlen der Facharztmehrheiten im KV-System zermahlen werden. Um die HZV für Patienten noch attraktiver zu machen, setzt sich der Hausärzteverband dafür ein, diese an möglichen Einsparungen durch die koordinierte Versorgung zu beteiligen. Das könne beispielsweise in Form von Boni oder ermäßigte Zuzahlungen geschehen.

Mehr Abschlüsse im Fach Allgemeinmedizin

Weigeldt hob die gestiegene Anerkennung und das bessere Image der Allgemeinmedizin hervor. Das zeige sich auch daran, dass die Abschlüsse im Fach stiegen und es inzwischen an allen medizinischen Fakultäten Lehrstühle gebe. Auch der Hausärzteverband fördere über seine Stiftung Perspektive Hausarzt den hausärztlichen Nachwuchs.

Allerdings gebe es noch viel zu tun, so der Hausärzte-Chef. Denn zum einen gingen in den kommenden Jahren viele Hausärzte in den Ruhestand. Zum anderen achte die nach­folgende Generation auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf. Des­halb würden mehr Hausärzte gebraucht.

Die Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, Anke Richter-Scheer, sprach sich dafür aus, die Kompetenz der Hausärzte auch in Gesetzgebungsverfahren besser zu nutzen. So sollte beispielsweise das geplante elektronische Rezept durch Ärzte an der Basis auf seine Praxistauglichkeit getestet werden.

Auch bei der Ausgestaltung des Entlassmanagements sei die Erfahrung der Hausärzte nicht ausreichend eingeflossen. Dabei seien sie diejenigen, die Therapieempfehlungen und eine leitliniengestützte Behandlung so umsetzen müssten, dass der Patient nicht durch eine Übertherapie zu Schaden komme.

Richter-Scheer kritisierte mit Blick auf die jüngste Gesundheitsgesetzgebung zudem die wachsende Bürokratie. Das Terminservice- und Versorgungsgesetz verankere zwar aus­drücklich die HZV in der hausärztlichen Versorgung und verspreche für die Terminver­mitt­lung zum Facharzt ein zusätzliches Honorar. „Dieses Geld steht aber in keinem Verhältnis zum bürokratischen Aufwand“, sagte die Hausärztin.

Weiterbildung ein Muss

Sowohl Richter-Scheer als auch Weigeldt sprachen sich für eine qualitativ hochwertige allgemeinärztliche Weiterbildung aus. „Man kann nicht Facharzt für Allgemeinmedizin werden, ohne dass man einen Weiterbildungsabschnitt in einer Hausarztpraxis absolviert hat“, sagte Weigeldt.

Er warnte die Landesärztekammern davor, bei der Umsetzung der Weiterbil­dungs­­reform, die der Deutsche Ärztetag im vergangenen Mai beschlossen hatte, Stan­dards zu verwäss­ern. So habe die Ärztekammer Bremen vor kurzem entschieden, dass die Facharztaner­kennung Allgemeinmedizin erworben werden könne, ohne je eine Weiterbildung in dem Fach absolviert zu haben. Richter-Scheer regte an, dass künftig auch hausärztliche tätige Internisten einen Weiterbildungsabschnitt in der Hausarztpraxis absolvieren sollten.

Der 40. Deutsche Hausärztetag dauert noch bis morgen Mittag. Der Freitag wird dabei ganz im Zeichen der turnusmäßig anstehenden Vorstandswahlen stehen.

HK

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