Hausarztdichte hat Einfluss auf Zufriedenheit von Krankenhauspatienten

Berlin – Die Hausarztdichte in einer Region hat Auswirkungen auf die Zufriedenheit von Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt. Das geht aus einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung und der Weissen Liste zur Krankenhausqualität aus Patientensicht hervor.
Demnach sind Patienten einer internistischen Fachabteilung eines Krankenhauses um fünf Prozentpunkte zufriedener, wenn es in ihrer Region eine hohe Hausarztdichte mit 75 oder mehr Ärzten je 100.000 Einwohner gibt als in Regionen mit weniger als 50 Hausärzten pro 100.000 Einwohner. Der gleiche Effekt – eine höhere Bewertung der Krankenhäuser bei besser ausgebauten ambulanten Strukturen – ist laut den Autoren der Untersuchung auch für chirurgische Fachabteilungen nachweisbar.
Fördermittel gezielter einsetzen
„Eine bedarfsgerechte, patientenorientierte Krankenhausplanung sollte also immer auch die ambulanten Strukturen berücksichtigen. Diese können komplementär oder
in manchen Versorgungsbereichen auch substituierend sein, also stationäre Aufenthalte ersetzen“, schlussfolgert die Bertelsmann-Stiftung. Die Autoren regen an, öffentliche Fördermittel zukünftig verstärkt in sektorübergreifende Strukturen zu investieren, die eine hochwertige Versorgung erwarten lassen. „Hierzu müssten die Gremien und Planungsinstanzen entsprechende Kompetenzen erhalten“, heißt es.
Die Umfrage macht auch deutlich, dass Patienten mit der stationären Versorgung in Deutschland unterschiedlich zufrieden sind. Ein Krankenhaus dem besten Freund weiterempfehlen würden zwischen 43,1 und 99,8 Prozent. Im gesamtdeutschen Durchschnitt liegt die Weiterempfehlungsbereitschaft der Patienten bei 79,3 Prozent, wie der Report verdeutlicht. Von den 1.579 Krankenhäusern, die in der Studie berücksichtigt wurden, erhielten allerdings nur 28 Kliniken eine Weiterempfehlungsbereitschaft von 95 Prozent oder mehr. 15 Einrichtungen wiesen eine Quote von unter 60 Prozent aus.
Positivbeispiel Sachsen
Von allen Bundesländern fällt laut Untersuchung vor allem Sachsen positiv auf. Dort liegt die Weiterempfehlungsbereitschaft bei 82 Prozent. Bayern (81,7 Prozent) und Thüringen (80 Prozent) schneiden ähnlich gut ab. In anderen Ländern sind die Patienten weniger zufrieden: In Bremer Häusern sind es 73,9 Prozent, in Niedersachsen 76,7 Prozent, in Hessen 77,1 Prozent und in Nordrhein-Westfalen 77,1 Prozent. „Diese verhältnismäßig großen Differenzen sind nicht durch Unterschiede in der Bevölkerungsstruktur erklärbar“, schreiben die Autoren.
Diese machen für das gute Abschneiden von Sachsen unter anderem „erhebliche Investitionen in die Krankenhausstruktur“ verantwortlich. Allerdings hätten die anderen ostdeutschen Länder seit 1991 relativ gesehen mehr Fördermittel nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) erhalten als Sachsen, ohne jedoch den gleichen Erfolg zu haben. Für die „überraschend negative Patientenbewertung in Niedersachsen“ könnten laut Report unter anderem fehlende Qualitätsvorgaben im Krankenhausplan des Landes mitverantwortlich sein. Außerdem habe Niedersachsen seine Krankenhäuser in den vergangenen 25 Jahren vergleichsweise wenig unterstützt, heißt es.
Auch Häuser in strukturschwachen Regionen sind gut bewertet
Die Autoren machen auch deutlich, dass Einrichtungen in strukturschwachen Gebieten nicht zwingend zu den schlechten Häusern gehören müssen. Dies sei zwar ein Problem, aber es gebe auch Bundesländer, in denen die Versorgung in entlegenen Regionen gut gelinge. „Besonders positiv fällt Mecklenburg-Vorpommern auf: Dort befinden sich fünf der zehn von Patienten am besten bewerteten Kliniken an strukturschwachen Standorten. Darunter sind auch die drei besten abgelegenen Krankenhäuser“, erklärten die Autoren.
Sie verweisen zugleich darauf, dass dicht besiedelte Regionen mit mehr Krankenhäusern und höherem Wettbewerbsdruck nicht automatisch eine bessere Patientenversorgung haben. Patienten seien dort nicht zufriedener als in ländlichen und dünn besiedelten Regionen. Demnach hätte beispielsweise in Hamburg ein knappes Drittel der Krankenhäuser gute Bewertungen von neun Prozent und mehr über dem Bundesdurchschnitt. Allerdings seien auch 24 Prozent der Kliniken besonders schlecht und würden weit unter dem bundesweiten Durchschnitt liegen.
Qualitätsindikatoren fehlen
Uwe Schwenk, Direktor der Bertelsmann-Stiftung, zeigte sich auf der Internetseite der Stiftung erstaunt darüber, dass „die Versorgungsqualität bei der öffentlichen Vergabe von Landesmitteln gegenwärtig kaum eine Rolle spielt“. Um die Qualität in den Kliniken zu verbessern, empfehlen die Autoren „ausreichend planungsrelevante Qualitätsindikatoren“, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) erstellen sollte. Auch müsse ein bundesweites Monitoring transparent machen, ob diese Indikatoren durch die Länder bei der Kapazitätsplanung genutzt werden. Darüber hinaus sollte verstärkt auf Qualitätsinformationen aus Routinedaten und Patientenbefragungen gesetzt werden.
Die aktuelle Untersuchung basiert den Autoren zufolge auf rund einer Million Fragebögen, die Patienten 2015 und 2016 jeweils zwei bis acht Wochen nach einem Krankenhausaufenthalt abgegeben haben. Erhoben werden die Daten von den AOKen und der Barmer in Zusammenarbeit mit der Weissen Liste. Die zugrunde liegende Auswertung erfolgte durch das IGES-Institut im Auftrag der Weissen Liste und der Bertelsmann-Stiftung.
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