Immer noch große regionale Unterschiede bei der Arztdichte

Berlin – Die Zahl der niedergelassenen Vertragsärzte in Deutschland ist weiter gestiegen. Beim Versorgungsangebot gibt es aber große regionale Unterschiede. Am dichtesten ist die Arztdichte in Freiburg im Breisgau mit 395,3 Ärzten und Psychotherapeuten je 100.000 Einwohner. Am wenigsten niedergelassene Mediziner in diesem Verhältnis gibt es mit 84,3 im Landkreis Coburg in Bayern. Das geht aus neuen Daten des Bundesarztregisters mit Stand Ende vergangenen Jahres hervor.
Bundesweit gab es zum Stichtag 31. Dezember 2018 rund 148.600 Vertragsärzte und 26.700 Vertragspsychotherapeuten. Das ist ein Plus von 1,5 Prozent im Vergleich zu Ende 2017. Da Ärzte zusehends Teilzeit arbeiten oder Angestellte statt Praxisinhaber sein wollen, bedeutet das der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zufolge aber tatsächlich nur einen Zuwachs von 0,2 Prozent. „Die Ressource Arzt ist und bleibt knapp“, sagte KBV-Chef Andreas Gassen.
„Die Zahlen spiegeln allgemeine Entwicklungen wider“, betonte auch Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei wie überall in der Gesellschaft auch für die jungen Kollegen ein wichtiges Thema. Hofmeister zufolge müsse alles getan werden, um attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen.
Den neuen Daten nach hat sich die Zahl der Ärzte im vergangenen Jahr in allen Bundesländern im Vergleich zu 2017 verdichtet. Am meisten Ärzte und Psychotherapeuten pro 100.000 Einwohner haben demnach weiterhin die Stadtstaaten Bremen (296,2), Hamburg (295,7) und Berlin (285,9). Am wenigsten niedergelassene Mediziner in diesem Verhältnis gibt es in Brandenburg (185,8), der Region der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (191,0) und Sachsen-Anhalt (193,8).
Zur Gesundheitsversorgung in der jeweiligen Region tragen die Praxen der Vertragsärzte allerdings nicht alleine bei – dazu kommen Ärzte in Krankenhäusern sowie etwa auch Physiotherapeuten, Logopäden und andere Heilberufler. Zudem nutzen Patienten aus eher dünn besiedelten Umlandregionen oft Praxen in angrenzenden Ballungsräumen. Konkret kommt es auch darauf an, wie weit entfernt Arztpraxen liegen – und wie gut die Anbindung mit Bussen und Bahnen in der Region dafür ist.
Bei Hausärzten, die für viele Menschen die ersten Anlaufstellen sind, gibt es ebenfalls große regionale Unterschiede. Das dichteste Netz hat Kaufbeuren in Bayern mit 95,9 Hausärzten berechnet auf 100.000 Einwohner. Am wenigsten Hausärzte in diesem Verhältnis gab es Ende 2018 in Herford in Nordrhein-Westfalen mit 50,4. Im Vergleich der Länder am höchsten ist die Dichte demnach in Hamburg mit 74,1 Hausärzten je 100.000 Einwohner, Mecklenburg-Vorpommern (72,9) und Berlin (72,2). Am geringsten ist die Hausarztdichte in Westfalen-Lippe (59,9), Hessen (64,9) und Sachsen-Anhalt (65,2).
Bei Hausärzten ist es zudem besonders dringlich, Nachfolger für eine Praxis zu finden, wenn Mediziner in den Ruhestand gehen. Den größten Anteil an Hausärzten über 65 Jahre hatte Ende 2018 Rheinland-Pfalz mit 18,9 Prozent – bezogen auf alle Praxisärzte und Psychotherapeuten in dem Bundesland waren es 12,6 Prozent. Den kleinsten Anteil älterer Hausärzte im Vergleich der Länder hat Mecklenburg-Vorpommern – über 65 Jahre sind dort 9,3 Prozent.
Bundesweit ist das Durchschnittsalter aller niedergelassenen Mediziner leicht auf 54,2 Jahre gestiegen. Höher liegt der Schnitt aber unter anderem bei Allgemeinmedizinern mit 55,5 Jahren und Praktischen Ärzten mit 62,4 Jahren.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: