Hessens Verwaltungsgerichtshof erlaubt Gebetsmahnwache vor Beratungsstelle

Kassel – Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen dürfen gegenüber der Beratungsstelle von Pro Familia in Frankfurt am Main eine „Gebetsmahnwache“ abhalten. Das hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) entschieden.
Die Veranstalter hatten die Mahnwache für 40 Tage mit täglich zwei bis zehn Personen angemeldet. Die Stadt wollte dies auf einem im Frankfurter Palmengarten gelegenen Plateau gegenüber der Beratungsstelle nicht zulassen und die Mahnwache an eine entferntere Stelle verlegen (Az: 2 B 375/22).
Wie nun der VGH entschied, dürfen die Demonstranten ihre Mahnwache gegenüber der Beratungsstelle abhalten. Der Ort liege gut 30 Meter von der Beratungsstelle entfernt, hieß es. Zudem bestünden Sichtbehinderungen durch Büsche, Bäume und parkende Autos. Die geplanten Rosenkranzgebete würden durch die Geräusche des Straßenverkehrs und der mehrere Meter hohen Fontaine im Palmengarten-Teich überlagert.
Grundsätzlich könne der durch eine solche Mahnwache entstehende psychische Druck auf die ratsuchenden Frauen eine Verlegung zwar rechtfertigen, so das Gericht. Andererseits dürfe eine abgelehnte Meinung aber nicht durch „räumliche Verdrängung der Versammlung“ bekämpft werden. Unter den beschriebenen Umständen seien die Frauen auch keinen Plakaten oder gegebenenfalls als vorwurfsvoll empfundenen Blicken ausgesetzt.
Unterdessen haben am Wochenende etwa 2.000 Menschen nach Schätzungen der Polizei in München bei einem „Marsch fürs Leben“ gegen Abtreibung und Sterbehilfe demonstriert. Viele Teilnehmer hielten bei der Kundgebung am Königsplatz Schilder mit der Aufschrift „Abtreibung? Nein Danke!“ oder „Väter werden durch Liebe zu Helden!“ in die Höhe.
In einiger Entfernung versammelten sich Polizeiangaben zufolge bis zu 190 Teilnehmer mehrerer Gegendemonstrationen, unter anderem unter dem Motto „Ja zur sexuellen Selbstbestimmung. Nein zum Marsch der Abtreibungsgegner:innen!“. Die Versammlungen seien weitgehend friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher vorgestern Nachmittag. Etwa 400 Polizisten seien im Einsatz gewesen.
Einige Gegendemonstranten hätten zeitweise erfolglos versucht, den Demonstrationszug der Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen zu blockieren. „Das hat nur bedingt funktioniert, weil sie nicht die ganze Straßenbreite blockieren konnten“, sagte der Polizeisprecher. Zudem sei eine Anzeige wegen Körperverletzung nach einem Schlag aufgenommen worden.
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