Hilfsorganisationen nehmen Arbeit in Afghanistan teilweise wieder auf

Kabul – Mindestens drei führende internationale Hilfsorganisationen haben ihre Arbeit in Afghanistan teilweise wieder aufgenommen, nachdem die regierenden Taliban das Beschäftigungsverbot für afghanische Mitarbeiterinnen zumindest für den Gesundheitsbereich wieder aufgehoben haben.
Neben CARE und dem International Rescue Committee (IRC) gab auch Save the Children bekannt, „in begrenztem Umfang“ wieder in Afghanistan tätig zu sein.
„Während die meisten unserer Programme weiter ruhen, nehmen wir in einzelnen Projekten der Bereiche Gesundheit, Ernährung und Bildung wieder die Arbeit auf“, erklärte der Leiter der Einsätze von Save the Children in Afghanistan, David Wright.
Dies gelte aber „ausdrücklich nur dort, wo wir eindeutige und verlässliche Zusagen der zuständigen Behörden erhalten, dass unsere weiblichen Mitarbeitenden sicher sind und ungehindert arbeiten können“.
Die Taliban hatten vor rund drei Wochen afghanischen Frauen eine Mitarbeit in ausländischen Nichtregierungsorganisationen verboten. Zur Begründung gaben sie an, dass sie sich nicht an die Vorschriften hielten, den Hidschab zu tragen und nur in Begleitung eines männlichen Angehörigen zu reisen. Vertreter der Hilfsorganisationen wiesen die Vorwürfe entschieden zurück. Millionen Menschen in Afghanistan sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 hat sich die Wirtschaftskrise im Land verschlimmert. Bisher leisteten hunderte NGO lebenswichtige Hilfe, doch seit dem Berufsverbot für Frauen ruht ihre Arbeit weitgehend. Die internationale Gemeinschaft macht seitdem Druck auf die Taliban, ihre Entscheidung wieder zurückzunehmen. Diese hat auch Konsequenzen für die internationale Finanzhilfe.
Der Sprecher des für das Verbot verantwortlichen Wirtschaftsministeriums der Taliban, Abdul Rahman Habib, sagte, die Gesellschaft brauche Frauen für die Arbeit im Gesundheitssektor. Sie würden benötigt, „um unterernährte Kinder und andere Frauen“ in Gesundheitsfragen zu unterstützen, sagte der Sprecher. Die Arbeit der Frauen in dem Bereich entspreche „unseren religiösen und kulturellen Werten“.
Nach Angaben von zwei Vertretern von Hilfsorganisationen gibt es derzeit weiter Verhandlungen mit den Taliban-Behörden, um Frauen auch in anderen Bereichen wie im Bildungssektor und der Lebensmittelverteilung beschäftigen zu können.
„Wir hoffen, dass es bald neue Richtlinien geben wird“, sagte einer von ihnen. Laut einem ranghohen Taliban-Vertreter könnten NGO bald für bestimmte Bereiche eine Genehmigung erhalten, wenn sie eine gute Begründung für die Beschäftigung von Frauen hätten.
Auch die Organisation World Vision teilte mit, die Arbeit im Bereich Gesundheit und Ernährung wieder aufgenommen zu haben. In den Sektoren, die Frauen weiterhin versperrt blieben, gäbe es jedoch nach wie vor keine Aktivitäten.
Der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, sagte, die Welthungerhilfe habe ihre Tätigkeiten vorübergehend eingestellt. Für die Mitarbeiterinnen habe das Verbot ebenfalls fatale Auswirkungen. „Bei vielen von Ihnen hängt die wirtschaftliche Situation von ganzen Familien an der Berufstätigkeit.“
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